Salzburger Forscher unter schwerem Fälschungsverdacht

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Symbolbild(c) FABRY Clemens
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Die Universität Salzburg hat dem Biologen Robert Schwarzenbacher bereits gekündigt. Es gehe um den Ruf der gesamten Universität und der Wissenschaft, sagte Rektor Heinrich Schmidinger.

Er galt als Shootingstar der Forschung – und wurde als Paradebeispiel eines Forschers gehandelt, der so gar nicht aussieht, wie man sich einen faden Wissenschaftler vorstellt: Im Salzburger Internet-Lexikon „Salzburgwiki“ etwa liest man ausführlich, dass Robert Schwarzenbacher, geboren 1973 im Pinzgau, kein „soignierter Herr“ mit Brille und Glatze ist, sondern Jeans und eine „aufmüpfige Sturmfrisur“ trägt. Und dass er für mehr „Leistungsprinzip“ an den österreichischen Universitäten eintritt.

Tatsächlich gelang Schwarzenbacher einiges: So publizierte er 2009 in Nature eine viel beachtete Studie über den Mechanismus des programmierten Zelltods; für seine Arbeiten über die Struktur allergener Substanzen hat er ein mit 1,7 Millionen Euro dotiertes Marie-Curie-Stipendium erhalten. Doch nun ist ihm offenbar etwas passiert, was in der Wissenschaftsszene nicht als Kavaliersdelikt gesehen wird: Eine 2010 im Rahmen einer Publikation in der Fachzeitschrift Journal of Immunology veröffentlichte Proteinstruktur musste zurückgezogen („retracted“) werden, eine andere, für solche Strukturen zuständige wissenschaftliche Zeitschrift spricht von Betrug („fraud“).

„Fabrizierte“ Messdaten

Die Publikation behandelte das Verhalten eines Allergens aus Birkenpollen, sie enthielt die (angebliche) Struktur dieses Proteins, die (angeblich) kristallografisch aufgeklärt wurde, also durch Beugung von Röntgenstrahlen am Kristall. Schwarzenbacher ist einer der Autoren und als Einziger für die Kristallografie verantwortlich. Diese enthält, wie auch die übrigen Autoren einräumten, „highly improbable features“, die den Schluss zulassen, dass sie aus keinem Experiment stammen.

Das ist pikanterweise einem namhaften Kristallografen aufgefallen, der auch aus Österreich kommt: Bernhard Rupp, der Anfang der 1990er vom Wiener Institut für Physikalische Chemie in die weite Welt ging. Er schickte seine Einwände an die Zeitschrift Acta Crystallographica Section F, dort war man bald überzeugt, machte die Sache publik und wandte sich auch an die Uni Salzburg. Schwarzenbacher gab dann auch die „data fabrication“ zu und entschuldigte sich bei den Mitautoren der Publikation.

Am Mittwoch wurde bekannt, dass Schwarzenbachers Dienstverhältnis an der Uni Salzburg gelöst worden ist. Es gehe um den Ruf der gesamten Universität und der Wissenschaft, sagte Rektor Heinrich Schmidinger. Nun soll die österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität Schwarzenbachers andere Arbeiten überprüfen. Ihm gegenüber, so Schmidinger, habe dieser jedenfalls angegeben, dass sein Fehlverhalten „völlig einmalig“ gewesen sei. tk

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