"In Spanien läuft eine Kapitalflucht"

Banken Spanien laeuft eine
Banken Spanien laeuft eine(c) EPA (Oliver Berg)
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Die spanischen Banken werden noch viel mehr staatliche Unterstützung benötigen, ist sich der Kapitalmarkt-Experte Heinz Blasnik sicher.

Ein erschreckendes Bild der Situation, in der sich die spanischen Banken befinden, zeichnet der Wiener Hedgefonds-Berater Heinz Blasnik. Auch heute, vier Jahre nach dem Ausbruch der Krise, führen die Kreditinstitute auf der iberischen Halbinsel viel zu hohe Bewertungen für Immobilien in ihren Büchern. Dazu kämen die Kapitalzusagen/Garantien für außerbilanzielle Zweckgesellschaften, die auf großen Mengen fauler Hypothekarkredite säßen: "Die spanischen Banken sind ja bekannt für ihre Neigung, alles unter den Teppich zu kehren. Aber langsam geht ihnen der Teppich dafür aus."

Die Analysten kämen in den vergangenen Wochen immer stärker zum Schluss, dass die Immobilien falsch, nämlich zu hoch bepreist seien - der Effekt sei, dass den spanischen Banken "außer der EZB (und ihrer Zentralbank, Anm.) keiner mehr Geld leiht", sagte Blasnik am Dienstag. Das zeige sich einerseits an den hohen regulären Ausleihungen bei der Zentralbank, aber auch in den sogenannten "Target-2-Salden", bei denen die Verbindlichkeiten der spanischen Nationalbank gegenüber der EZB allein im März um 55 Milliarden Euro angestiegen sind.

"Target 2"-Salden

Unter "Target 2" wird ein Clearingmechanismus verstanden, über den die Euro-Zentralbanken die laufenden Kapitalströme ausgleichen. Seit 2010 klaffen die Salden, die in den Jahren davor um die Nulllinie pendelten, immer stärker auseinander: Auf der einen Seite die deutsche Bundesbank, die mittlerweile mehr als 600 Milliarden Euro Forderungen aufgebaut hat (sowie die ebenfalls hoch aktiven Zentralbanken der Niederlande, Finnlands und Luxemburgs) - und auf der anderen Seite die Notenbanken Italiens, Spaniens und anderer Südländer, die der EZB Hunderte Milliarden schulden.

Österreich, das ja eigentlich eine aktive Leistungsbilanz hat, weist bei Target 2 übrigens einen milliardenschweren Verbindlichkeitsüberschuss auf. Die Nationalbank will das Thema gar nicht kommentieren - es handle sich um einen reinen Ausgleichsmechanismus, der sich über die Zeit wieder ausgleichen werde, wird beruhigt.

"In Spanien läuft eine Kapitalflucht"

Der immer stärker negative Target-2-Saldo der Spanier weise nicht nur auf eine negative Handelsbilanz hin, sondern auch darauf, "dass in Spanien eine Kapitalflucht läuft", sagte Kapitalmarktexperte Blasnik. "Die Märkte kommen immer mehr zum Schluss, dass sich die spanische Regierung in größeren fiskalischen Kalamitäten befindet als bisher angenommen. Denn es liegt klar auf der Hand, dass die spanischen Banken noch viel mehr staatliche Unterstützung benötigen werden."

Die spanischen Sekundärmarktrenditen sind am Dienstag übrigens zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder deutlich gesunken. Dies wird üblicherweise als "Entspannung" bei den Staatsanleihen interpretiert. Die Verzinsung der zehn Jahre laufenden Anleihen belief sich in den frühen Nachmittagsstunden wieder auf weniger als sechs Prozent.

Spanien holt sich erfolgreich Geld

Indes hat sich das schuldengeplagte Spanien am Markt erfolgreich mit knapp 3,2 Milliarden Euro eingedeckt. Bei den rege nachgefragten Auktionen von Staatstiteln mit Laufzeiten von zwölf und 18 Monaten konnte das klamme Land damit am Dienstag mehr frisches Geld einsammeln als angepeilt. Die Auktion von 18-Monats-Papieren war 3,8-fach überzeichnet. Zuletzt hatte das Angebot die Nachfrage nur um das 2,9-Fache überstiegen.

Allerdings musste Spanien höhere Renditen als zuletzt bieten. Für die Jahrespapiere wurde ein Zins von 2,6 Prozent fällig. Zuvor hatte Spanien nur 1,4 Prozent bieten müssen. Für die 18-Monatspapiere mussten die spanischen Schuldenmanager gar 3,1 Prozent berappen. Zuletzt waren nur 1,7 Prozent fällig geworden.

Spanien kämpft mit Staatsdefizit

Spanien kämpft mit einem ausufernden Staatsdefizit und Problemen im Bankensektor. Die Zentralregierung hatte jüngst durchsickern lassen, dass sie notfalls bereits im Mai in die Haushaltspolitik einzelner autonomer Regionen eingreifen will. Damit sollen die Sparziele gesichert werden. Die Regionen müssen ihr Defizit dieses Jahr auf 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) drücken. Voriges Jahr lag der Fehlbetrag bei 2,9 Prozent.

Die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen waren am Montag zum ersten Mal in diesem Jahr über die kritische Marke von sechs Prozent geklettert. Das Vertrauen der Investoren hatte bereits zuvor einen Knacks erhalten, als Ministerpräsident Mariano Rajoy bei der EU-Kommission für dieses Jahr ein weniger ehrgeiziges Defizitziel durchdrückte. Dennoch muss das Land das Haushaltsloch dann 2013 auf die im europäischen Stabilitätspakt festgelegte Obergrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts drücken.

(APA)

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