Es war ein "emotionaler Impuls": Der Tiroler Wirtschaftskammer-Präsident sprach sich für die Wiedereinführung der Todesstrafe aus.
„Ich kommentiere nicht jeden Blödsinn", sagte VP-Obmann Michael Spindelegger. Gemeint ist die Forderung des Tiroler Wirtschaftskammerpräsidenten Jürgen Bodenseer (ÖVP) nach einer Wiedereinführung der Todesstrafe als Mittel zur Bestrafung von Kinderschändern. In einem Facebook-Eintrag hatte er erklärt: „Ich wäre in krassen Fällen bei voller Zurechnungsfähigkeit für die Wiedereinführung der Todesstrafe".
Die Kritik an der Äußerung ließ nicht lange auf sich warten: VP-Menschenrechtssprecher Wolfgang Großruck betonte: „Die Todesstrafe ist menschenrechtswidrig." Derart „abwegige Aussagen" sollten sich Personen der Öffentlichkeit am besten verkneifen. Für FP-Chef Heinz-Christian Strache sind Verbrechen an Kindern zwar „unfassbar", eine Einführung der Todesstrafe sei für seine Partei jedoch tabu.
Die Grüne Wirtschaft forderte den Rücktritt Bodenseers. Dieser kam der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident bisher aber nicht nach. Angeblich ruderte er aber zurück: Die "Tiroler Tageszeitung" zitierte am Donnerstag ein Posting Bodenseers, das dieser angeblich in deren Online-Forum verfasst hat. Darin beteuerte er, sich „durch die aktuelle Berichterstattung zu dieser Äußerung hinreißen lassen" zu haben. Er sei damit „sicherlich zu weit gegangen" und bedauerte die ausgelösten Irritationen.
Wieso es überhaupt zu dem Vorfall kommen konnte, beschrieb Bodenseer so: Er habe den Eintrag aus einem „emotionalen Impuls heraus" getätigt - ausgelöst durch „familiäre Vorfälle". Weiters beteuerte er, dass seine Äußerungen in keinerlei Zusammenhang mit seinen politischen Funktionen stünden. Immerhin kenne und respektiere er die geltende verfassungsrechtliche Lage in Österreich.
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(hell)