Ein Ranking, ganz ohne Rangliste

Methodik. Das CHE-Ranking hat sich wissenschaftlichen Kriterien verschrieben, die den Umgang mit den Ergebnissen nicht unbedingt erleichtern. Eine kritische Betrachtung.

Wien/Red. Es ist wohl jenes Merkmal, dass das Ranking des Centrums für Hochschulentwicklung in Gütersloh am stärksten von den vielen anderen im Sektor abgrenzt: Die Institutionen, die sich dem Leistungsvergleich des CHE stellen, sollen nicht miteinander verglichen werden. Die Macher verbitten sich jede Art von Rangliste. Klingt paradox, ist es auch.

Der direkte Vergleich der Teilnehmer ist nur über die Kennzahlen in den einzelnen Bereichen – von der Qualität der Lehre über den Praxisbezug bis hin zur Ausstattung der Bibliotheken – möglich. Ein Gesamturteil gibt es nicht. Die Hochschulen werden in allen einzelnen Bereichen nur in Spitzen-, Mittel- und Schlussgruppe eingeteilt.

Der Grund dafür: Mit den teils skurrilen Indikatoren und Punktesystemen, die in anderen Rankings dazu führen, dass Unis oft ohne ersichtlichen Grund auf den Ranglisten rasant aufsteigen und ebenso abrutschen, will das CHE nichts zu tun haben. Die Untersuchung ist eher als ausführliche wissenschaftliche Arbeit angelegt.

Mangelnde Aussagekraft?

Ein weiterer Unterschied zu anderen Rankings, in denen von externen Institutionen über die Qualität der Hochschule geurteilt wird: Die Teilnahme am CHE-Ranking ist freiwillig; der Selbstbeurteilung – vor allem durch die eigenen Studierenden – wird große Bedeutung eingeräumt.

Was die Methodik auch anfällig für Kritik macht: Wie objektiv kann eine Beurteilung sein, die sich eine Institution de facto selbst ausstellt? Und das nur in Studienbereichen, für die sich die Hochschulleitung selbst zur Beurteilung angemeldet hat? Und: Kann das CHE-Ranking Aussagen über die Qualität der Hochschule treffen, oder nur darüber, was die Studenten – mit ihren doch eingeschränkten Vergleichsmöglichkeiten – als qualitätvoll erachten?

Das CHE reagiert unter anderem mit einem strengen Berechnungsverfahren. Ist der Rücklauf gering, wird der Teilnehmer gleich gar nicht gelistet. An einigen heimischen Fachhochschulen ist das immer wieder der Fall. Auch ob die Hochschule ergänzend Instruktionen zur Beantwortung der Fragen an die Studierenden ausgegeben hat, erforscht das CHE. Bei Unregelmäßigkeiten – etwa, wenn die Fragebögen in den Lehrveranstaltungen ausgefüllt werden – fällt die Hochschule aus dem Ranking.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2012)

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