FH Campus Wien: Auch Politik will gelernt sein

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Symbolbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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An der FH Campus Wien kann man ab Herbst „Führung Politik und Management“ studieren. Lehrgangsleiter Langer erklärt, warum Politik zwar eine „Berufung“, eine ordentliche Ausbildung aber dennoch vonnöten ist.

Wien. Kann man lernen, ein Politiker zu sein? „Ja“, sagt Martin Langer, Leiter des neuen Masterlehrgangs „Führung, Politik und Management“, der ab dem kommenden Herbst an der FH Campus in Wien angeboten wird. In vier Semestern kann man dort berufsbegleitend professionelles Management von politischen Organisationen lernen.

So versteht sich der Lehrgang nicht als Vorbereitungskurs für potenzielle Bundeskanzler. Sondern als begleitende Ausbildung für all jene, die in politischen Parteien und Organisationen, NGOs, Behörden oder Unternehmen mit politischen Entscheidungsprozessen konfrontiert sind. Insofern relativiert Langer auch seine Aussage, wonach man Politikerqualitäten lernen könne. „Politik hat natürlich immer etwas mit Berufung zu tun. Aber wenn es eine Berufung ist, muss man sich trotzdem die Frage stellen, wie man dafür am besten ausgebildet werden kann.“ Denn viele, die im Bereich der Politik beruflich tätig sind, hätten keine Ausbildung, die alle Bereiche ihrer täglichen Arbeit abdecken würde.

So müssten Menschen, die im politischen Umfeld tätig sind, sowohl eine Bilanz lesen können als auch Ahnung von Organisationsentwicklung und Projektmanagement haben sowie über politikwissenschaftliche Kenntnisse verfügen. Eine Kombination all dieser Bereiche bot laut Langer bisher kein Studium oder Lehrgang.

Bisher Fokus auf Kommunikation

Für jene, die sich gern auf einem akademischen Niveau für die politischen Arbeit schulen lassen wollen, bestünde zumeist nur die Möglichkeit eines Fachstudiums, etwa aus den Bereichen Recht oder Wirtschaft. Damit könne aber die Palette der notwendigen Skills eines Politikers nicht abgedeckt werden. Auch andere Hochschullehrgänge, die sich an politische Entscheidungsträger richten, würden den Fokus vor allem auf politische Kommunikation legen. Das ist Langers Ansicht nach allerdings zu kurz gegriffen. Deshalb habe man sich auch dazu entschieden, diesen Lehrgang anzubieten.

Zusätzlich hätten auch Gespräche mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft den Ausschlag gegeben: Dort sei ebenfalls der Wunsch nach einem profunden Ausbildungsangebot deutlich vernehmbar gewesen. So habe man auch bei der Entwicklung des Studiengangs mit politischen Akademien zusammengearbeitet, Sozialpartner und Vertreter aus Politik und Wirtschaft waren ebenso eingebunden.

Ziel des Lehrgangs ist es, die Teilnehmer auf verschiedenen Ebenen für das politische Geschäft vorzubereiten und diese miteinander zu vernetzen. So stehen im ersten der vier Semester wirtschaftswissenschaftliche Inhalte auf dem Lehrplan. Im zweiten Semester steht die Auseinandersetzung mit politischen Inhalten im Zentrum: politische Systeme, Modelle, Theorien und Ideologien. Auch dabei werde großer Wert auf den Praxisbezug gelegt, erklärt Langer: Die Studierenden müssen ihre erworbenen Kompetenzen dabei in Form eines Projekts, das in Zusammenhang mit ihrer täglichen Berufspraxis steht, unter Beweis stellen. Im dritten Semester steht dann die interne Organisation, also Organisationsentwicklung, Projektmanagement und Strategieentwicklung auf dem Lehrplan, im vierten Semester die Masterarbeit.

Aber auch sogenannte Soft Skills, wie zum Beispiel Gesprächs- und Verhandlungstechnik, seien wichtige Bestandteile des Studiums: „Die persönlichen Fähigkeiten und Werte der Führungskräfte in der Politik, im öffentlichen Sektor sowie in der Zivilgesellschaft entscheiden über Erfolg oder Misserfolg ihrer Organisationen und ganzer Gesellschaften.“ Darauf würde das Entwicklungsteam bei der Erstellung ganz besonders achten, betont Arthur Mettinger, Rektor der FH Campus Wien, den hochgesteckten Anspruch.

Aufnahmeprüfung für 18 Plätze

Ob man spezielle Voraussetzungen mitbringen müsse, um für ein solches Studium qualifiziert zu sein? „Ein gutes Politikverständnis ist schon wichtig“ meint Langer. Allerdings sind die Plätze ohnehin stark begrenzt, so müssen die Bewerber in Form einer Aufnahmeprüfung ihre Qualitäten unter Beweis stellen.

Diese setzt sich aus einem psychologischen Test sowie einem Fachgespräch zusammen. Dass sich mehr Bewerber für das Studium anmelden, als dann tatsächlich angenommen werden, ist zu erwarten. Denn: Nur 18 Plätze sind für den ersten Jahrgang des neuen Studiums vorgesehen. Hinzu kommt, dass die Ausbildung auch nicht ganz billig ist: 12.000 Euro kostet der viersemestrige Lehrgang.

Auf einen Blick

An der FH Campus Wien absolvieren derzeit 3800 Studierende in den Fachbereichen Applied Life Sciences, Technik, Bautechnik, Gesundheit, Soziales und Public Sector ein Studium. Insgesamt werden 47 Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten. Dabei arbeitet die Fachhochschule Campus eng mit Wiener Universitäten zusammen.

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