Chiara Mastroianni: »Der Name hat mich inspiriert«

Name mich inspiriert
Name mich inspiriert(c) EPA (JUAN HERRERO)
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Ihre Mutter ist Catherine Deneuve, ihr Vater Marcello Mastroianni: Schauspielerin Chiara Mastroianni über ihre berühmten Eltern, ihre Kindheit und die Tatsache, dass sie sich ungern auf der Leinwand sieht.

Schon das Gesicht von Chiara Mastroianni ist eine Synthese ihrer Eltern, der Leinwandikonen Marcello Mastroianni und Catherine Deneuve. Nun stand die französische Schauspielerin zum ersten Mal gemeinsam mit ihrer Mutter vor der Kamera – als Mutter und Tochter in Christophe Honorés „Die Liebenden“.

Wie war es für Sie, mit Ihrer Mutter zusammen vor der Kamera zu stehen?

Chiara Mastroianni: Das war okay. Ich habe den großen Vorteil, dass ich sie privat kenne, daher brauchte ich keine Angst vor ihr zu haben.

Muss man das sonst?

Sagen wir so: Wenn ich Catherine Deneuve nicht gekannt hätte, wäre ich immens nervös gewesen. Ich fürchte, das Ganze war weniger aufregend, als man sich vorstellt. Sie war eine angenehme, unaufgeregte Kollegin. Ich habe sie aber auch nicht „Mami“ genannt.

Sie singen dabei auch. Sie sollen es gehasst haben, wenn Ihre Mutter mit Ihnen sang...

...wenn sie es auf der Straße tat. Mein Bruder und ich haben das so gehasst. Wenn Maman mal wieder anfing zu singen – und sie sang gern! – habe ich so getan, als würde ich sie nicht kennen oder bin sogar auf die andere Straßenseite gewechselt. Kinder wollen nicht auf der Straße auffallen. So gern, wie sie damals losgesungen hat, genau so gern erzählt sie jetzt die Geschichte, wie sehr ich es gehasst habe.

Welche Charakterzüge haben Sie von Ihrem Vater, welche von Ihrer Mutter geerbt?

(Lacht) Das ist schwierig zu trennen – zumal man sich so sezieren muss. Ich weiß definitiv, was ich von beiden geerbt habe: die Leidenschaft zu essen. Meine Eltern sind große Feinschmecker. Darin haben sie sich nichts geschenkt.

Wen erkennen Sie stärker in sich?

Von klein auf habe ich immer gehört, wie sehr ich meinem Vater ähnle. Mittlerweile ist es auch so, dass ich ihn in meinem Gesicht stärker sehe. Charakterlich bin ich vielleicht meiner Mutter ähnlicher, schon weil wir beide Frauen sind und ich in Frankreich groß geworden bin. Aber Selbstwahrnehmung ist nicht meine Sache.

Wie haben Ihre Eltern darauf reagiert, dass Sie auch Schauspielerin werden wollten?

Unterschiedlich. Meine Mutter wohl etwas enttäuscht... Ich glaube, und das kann ich heute gut nachvollziehen, dass sie besorgt war. Schauspielerei ist ein unsicherer Job, und sie kannte die Realität dieses Berufs – nicht nur die rosaroten Seiten. Sie hätte sich gewünscht, dass ich studiere. Mittlerweile ist sie aber glücklich mit meiner Wahl. Meinen Vater sah ich häufiger in den Ferien, das heißt, wenn es lockerer zuging und keine Alltagszwänge da waren. Für ihn war es einfacher, sich für meine Entscheidung zu begeistern.

Hat Sie der Name und die Übergröße Ihrer Eltern nie erdrückt?

Ich glaube, das war höchstens in der Pubertät ein Thema – wenn das Leben sowieso kompliziert ist. In der Zeit wäre ich am liebsten unsichtbar gewesen. Dann durch bekannte Eltern noch mehr aufzufallen, war schwierig. Mir ist aber erst sehr spät bewusst geworden, dass meine Eltern Celebrities sind.

Wie das?

Sie lebten außerhalb von Hollywoods „Starsystem“. Wir führten ein recht durchschnittliches Leben, würde ich sagen. Klassisch fast: Wir Kinder gingen normal in die Schule, die Familie zog nicht dauernd um – erst langsam dämmerte mir, dass meine Eltern nicht nur bekannt waren, sondern für viele als Legenden galten. Ich fand es als Kind herrlich, auf Sets zu sein, wo alles künstlich war, eine große Spielwelt. Diese Welt war mir vertraut – das Öffentliche kaum.

Mussten Sie sich vom Namen emanzipieren?

Nein, das hat mich eher inspiriert. Es war nie ein Gewicht, das auf mir lastete, eher ein Vorbild, schon durch die Filme, für die sie sich entschieden. Man kann selbst entscheiden, ob man sich von etwas erdrücken lässt oder nicht.

Sehen Sie sich gern auf der Leinwand?

Nein, es ist mir eher peinlich. Schon meine Stimme irritiert mich, ich kann mich einfach nicht an sie gewöhnen. Und beim Dreh ist es für mich das Schlimmste, wenn ich in einer Szene allein zu sehen bin. Ganz schlimm wird's bei Großaufnahmen. Es fällt mir schwer, weil dann die ungeteilte Aufmerksamkeit auf mir ruht. Was mir an der Schauspielerei Spaß macht, ist doch, dass man sich selbst vergessen kann.

Chiara Mastroianni (39) wurde am 28. Mai 1972 in Paris geboren und wuchs bei ihrer Mutter Catherine Deneuve, aber auch bei ihrem Vater Marcello Mastroianni in Italien auf.

Als Schauspielerin war die bald 40-Jährige in internationalen Produktionen wie „Prêt-à-porter“, vor allem aber in französischen Filmen zu sehen. Für „Die Liebenden“ gibt es noch keinen Österreich-Starttermin.

Mastroianni hat einen Sohn aus einer früheren Beziehung und eine Tochter aus der geschiedenen Ehe mit dem Sänger Benjamin Biolay.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2012)

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