Elektronik: „Fair“ gibt's nur Bananen, keine Handys

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Symbolbild(c) REUTERS (ROBERT GALBRAITH)
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Kinderarbeit, Überstunden, schlechte Bezahlung, gesundheitsschädigende Produktionsbedingungen: Viele Smartphone-Hersteller kämpfen um ein sauberes Image. Auf „faire“ Handys müssen Kunden aber noch warten.

Wien/Auer. Apple hatte ihn schon, seinen „Nike-Moment“: Vor wenigen Wochen vereinbarte der Elektronikriese bessere Arbeitsbedingungen für hunderttausende Angestellte des chinesischen Zulieferers Foxconn. Ähnlich wie der Sportartikelhersteller in den 1990er-Jahren stand Apple zuvor wegen katastrophaler Zustände bei der iPhone-Produktion am medialen Pranger. Noch ist nicht klar, ob Apple mit dem Pakt sein sauberes Image retten kann. Auf ein „ethisch korrektes“ Handy müssen die Kunden auf jeden Fall noch warten.
Exzessive Überstunden, mangelnde Versorgung, schlechte Bezahlung, gesundheitsschädigende Produktionsbedingungen. Die Berichte aus den asiatischen Werken, in denen die beliebten Smartphones zusammengeschraubt werden, gleichen sich. Dabei geht es längst nicht nur um China und Apple.

Auch in Südindiens Sonderwirtschaftszonen, etwa in Tamil Nadu, nahe Chennai, sind die Bedingungen nicht besser. Neben Foxconn fertigen etwa Samsung und Nokia hier Mobilfunkgeräte. Aus gutem Grund: Indien verzichtet auf Exportsteuern. Strom und Wasser gibt es die ersten Jahre gratis. Hunderttausende gut ausgebildete Arbeiter um wenig mehr. Hundert Dollar im Monat verdienen die Angestellten in den Nokia-Werken, berichtet Christina Schröder von Südwind. Zumindest das Doppelte wäre nötig, um „anständig“ leben zu können.

Nur ein Prozent Lohnkosten

Ihr Ziel: Ähnlich wie bei Bananen, Orangen, Kaffee oder T-Shirts sollen bald auch Handys aus fairer Produktion auf den Markt kommen – dank der Kraft der Konsumenten. Schließlich könnte man meinen, dass Menschen, die einen halben Euro mehr für faire Schokoriegel bezahlen, auch ein paar Euro zusätzlich für sauber erzeugte Smartphones ausgeben würden.

Oder aber die Handyhersteller verzichten auf einen Teil ihrer Gewinnmarge. Groß wäre das Opfer nicht: Schließlich macht der Lohn gerade einmal ein Prozent der Herstellungskosten aus.

Das größte Problem am Weg zum fairen Mobiltelefon lautet aber: Handys sind keine Bananen. Statt eines Bauers in Ecuador ist hier eine ganze Reihe an Unternehmen beschäftigt. Jedes fünfte Elektronikgerät ist komplett von Zulieferern gebaut. Der Umsatz dieser Branche stieg im Vorjahr auf 359,5 Mrd. Dollar.

Auch wenn die Smartphones in Asien zu menschenwürdigen Bedingungen zusammengebaut werden, die Probleme beginnen früher: Um Touchscreens zu bauen, benötigen Handyhersteller etwa den seltenen Rohstoff Coltan. Abgebaut wird das Erz teils von Kindern unter lebensgefährlichen Bedingungen vor allem im zentralafrikanischen Kongo. Mit dem Geld aus dem Verkauf des teuren Rohstoffs werden mitunter auch Bürgerkriege in dem Land finanziert.

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