"Alpen-Donau"-Prozess: Küssel schweigt

Die Beweisaufnahme im Alpen-Donau-Prozess wurde gestartet.
Die Beweisaufnahme im Alpen-Donau-Prozess wurde gestartet.(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Der Hauptangeklagte Gottfried Küssel bezeichnete die Anklage als falsch. Er und der Zweitangeklagte entschlagen sich der Aussage.

"Da die Anklage falsch ist, muss ich mich der Aussage entschlagen", kündigte am Mittwoch, am zweiten Tag im "Alpen-Donau"-Prozess am Wiener Landesgericht Gottfried Küssel an. Kurze Zeit später entschlug sich auch der Zweitangeklagte Felix B. der Aussage. Damit mussten die Geschworenen mit den Polizeiprotokollen früherer Einvernahmen Küssels vorlieb nehmen, die auch "nicht besonders ergiebig" wären, wie die Vorsitzende des Schwursenats, Martina Krainz, meinte. Küssel bestritt dort wiederholt jede Urheber- oder Betreiberschaft für die "alpen-donau.info" und dem dazugehörigen Forum "alinfodo.com". Auch die anderen zwei Angeklagten bekannten sich nicht schuldig.

Weiters bestritt der 53-jährige Küssel, Chef der rechten Szene zu sein. Er gab zu, dass es Gespräche über eine Homepage gab. Da aber keiner mitziehen wollte, sei aus dieser Idee nichts geworden. Es sei natürlich merkwürdig, dass die Homepage mit dem besprochenen Namen drei Monate später online gegangen sei.

Mit der Einvernahme des Drittangeklagten Wilhelm A. startete das Schwurgericht in die Beweisaufnahme. Dieser beschrieb zunächst seine Tätigkeit. Er sei an einer Arbeitsgemeinschaft namens Perfect Privacy beteiligt - ein internationaler Zusammenschluss, der für Datenschutz im Internet sorgen will. Küssel habe er nur einmal getroffen, vor sieben bis acht Jahren. Der derzeit in Graz wegen Wiederbetätigung vor Gericht stehende Franz Radl habe ein Treffen vermittelt, weil Küssel Wilhelm A. mit einem Erfahrungsbericht im Vorfeld eines Wiederbetätigungsverfahrens gegen den 40-Jährigen zur Seite stehen wollte. "Mit Küssel bin ich an sich nicht in Kontakt geblieben."

Auch die Verbindung zum Zweitangeklagten Felix B. vermittelte Radl. Wilhelm A. sagte, er habe Felix B. getroffen, man habe sich über "tagesaktuelle Themen" unterhalten, in weiterer Folge kam es zu Mailkontakten. Krainz meinte, alle Genannten hätten die Gemeinsamkeit, dass sie in durchaus rechten Kreisen verkehren. "Das kann man sicher so sagen", erklärte der Angeklagte.

Wilhelm A. bestätigte, dass er ein Mail "vom Account bekommen, der normalerweise dem Herrn Küssel zuzuordnen ist - das ist mit Vorsicht zu genießen - und er hat mich gebeten, gewisse Domains für ihn zu reservieren". Es sei um zwei Domains "im Themengebiet Alpen-Donau" gegangen, die nach dem Vorbild von der deutschen rechtsextremen Plattform "Altermedia" online gehen sollten. Wilhelm A. meinte dazu, dass er als Informatiker das so verstanden habe, dass die Homepages ungefähr das selbe können sollten, nicht so sehr inhaltlich.

Mit Dreamhost - dem Provider, der die Domains "alpen-donau.info" und "alinfodo.com" letztlich bereitstellte - habe er nur insofern zu tun, als er dort selbst einen privaten Account gehabt habe. Sichergestellte Zahlungsbelege erklärte der 40-Jährige damit, dass er mehrere Domains reserviert habe, von denen er hoffte, dass er sie mit Gewinn weiterverkaufen kann.

Wilhelm A. lehnte das Ansinnen Küssels in einem Antwortmail letztlich ab - er wolle damit nichts zu tun haben. Warum? "Sie kennen wahrscheinlich die Geschichte des Herrn Küssel, normalerweise kommt dabei ned recht viel G'scheites heraus", sagte Wilhelm A. Krainz hielt ihm in weiterer Folge mehrere seiner Aussagen bei der Polizei vor, wonach er zugegeben habe, dass er Domains reservierte. Dazu Wilhelm A.: Er habe nach Vorlage eines entsprechenden Logs gesagt, dass der Webspace für die Domains von seinem Account bei Dreamhost registriert worden sein muss.

(APA)

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