Hauptversammlung: Telekom-Aufsichtsrat ohne Sawiris

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Der neue Großaktionär Ronny Pecik zieht vorerst ohne seinen ägyptischen Partner in das Kontrollgremium ein - und dementiert Gerüchte über Differenzen.

Wien/Eid. Der neue Großaktionär der Telekom Austria, Ronny Pecik, sorgte bei der mit Spannung erwarteten Hauptversammlung am Mittwoch für eine Überraschung, noch bevor das Treffen begonnen hatte: Naguib Sawiris, der ägyptische Milliardär und Partner von Pecik, wird vorerst nicht wie geplant Aufsichtsrat. Sawiris, der nicht anwesend war, stellte sich nicht der Wahl. Sehr wohl Pecik, der acht Stunden später 73 Prozent der Stimmen bekam.

Kaum wurde die Info publik, brodelte die Gerüchteküche: Das Verhältnis zwischen Pecik und Sawiris sei nicht mehr so reibungslos wie im Vorjahr, als die beiden mit dem Kauf von Aktien den Konzern in heftige Unruhe versetzten, hieß es in Aktionärskreisen. Als Grund wird der Kursverlust der Telekom-Aktie genannt: Der Höhenflug nach Peciks Einstieg im Oktober auf bis zu 9,30 Euro währte nur kurz, dann fiel das Papier wieder jäh und pendelt derzeit bei 7,8 Euro. Damit hat das rund 20 Prozent schwere Aktienpaket von Pecik und Sawiris auch deutlich an Wert verloren.

„Keine Differenzen"

Noch während der Hauptversammlung (HV) nahm Pecik zu den Spekulationen Stellung. „Es gibt keine Unstimmigkeiten, Sawiris kann nicht in Wien sein, weil er bei den Wahlen in Ägypten engagiert ist", sagte Pecik. Um dann in einer äußerst emotionalen Wortmeldung noch einmal zu betonen: „Ich stehe mit meinem Finanzpartner hinter der Telekom."

Der Selfmademan, der mit etlichen Firmenkäufen in Österreich und der Schweiz (unter anderem bei Böhler, VA Tech, Oerlikon) bekannt wurde und mit scharfer Kritik an der Telekom-Spitze und an der mangelnden Strategie für Aufsehen sorgte, gab sich gestern betont konstruktiv und patriotisch: Er habe weder Telekom-Chef Hannes Ametsreiter noch Finanzvorstand Hans Tschuden so kritisiert, dass sie von heute auf morgen weggehörten. „Dass Beyrer (Markus Beyrer, ÖIAG-Vorstand und Telekom-Aufsichtsratspräsident, Anm.) und ich in diesem Leben nicht Freunde werden, ist klar - aber es herrscht jetzt ein konstruktives Verhältnis."

Und dann strich Pecik, der sich lieber als „Schmetterling denn als Heuschrecke" sieht, Balsam auf die Wunden der Aktionäre: „Ich war Kellner, Billeteur, Autowäscher, Lehrling, Investmentbanker und Vorstand und bin nun Unternehmer: Diesen Aufstieg habe ich Österreich zu verdanken. Die Telekom ist ein wichtiger Teil dieses Landes, lassen Sie uns an ihre Zukunft glauben und gemeinsam daran arbeiten."

Als Pecik betonte, er wolle die Telekom als Kernaktionär begleiten, war ihm der Applaus sicher. Wie lange er dies tun werde, sagte er aber nicht. Seit seinem Einstieg halten sich Gerüchte, dass er sein Aktienpaket rasch wieder verkaufen würde. Auch bei anderen Engagement war er früher oder später ausgestiegen. Angesichts der Kursentwicklung wäre das derzeit aber ohnedies nur mit Verlust möglich. Pecik betonte jedenfalls, auf nicht mehr als 25 Prozent aufstocken zu wollen.

Vier Vorstände für die Telekom?

Sawiris könnte aber doch Aufsichtsrat werden. Dazu bedürfte es einer außerordentlichen Hauptversammlung. Pecik schloss ein neuerliches Aktionärstreffen nicht aus. Fest hält er an seinem Plan, den derzeit zweiköpfigen Vorstand aufzustocken. Wie Pecik vor der Hauptversammlung sagte, kann er sich nicht nur einen dritten, sondern sogar einen vierten Vorstand vorstellen. Andere Konzerne ähnlicher Größenordnung hätten noch größere Führungsgremien, argumentiert er. Um diesen Plan zu realisieren, braucht Pecik jedoch die Stimmen anderer Aufsichtsräte. Die vier Arbeitnehmervertreter reichen nicht, auch Kapitalvertreter müssen Pecik unterstützen.

Malversationen erhärtet

Der mit Spannung erwartete Bericht der BDO Deutschland zu Geldflüssen von der Telekom an Politiker und Parteien, Kursmanipulationen, Auslandsbeteiligungen und Immobiliendeals brachte hingegen nicht viel Neues. „Die bekannten Vorwürfe gegen ehemalige Vorstände und Führungskräfte haben sich erhärtet", berichtete Markus Brinkmann von der BDO. Keine belastenden Fakten wurden gegen Ametsreiter und Tschuden gefunden. Sie wurden - so wie der Aufsichtsrat - auch entlastet. Die BDO-Prüfung kostet 1,43 Mio. Euro.

Die Malversationen (Bilanzmanipulation, Untreue und Unterschlagung, vorsätzliche Handlungen zum Schaden des Unternehmens) gehen großteils auf das Konto der Telekom-Vorstände Rudolf Fischer und Gernot Schieszler sowie des PR-Beraters Peter Hochegger (es gilt die Unschuldsvermutung). Bei 16 Aufträgen über neun Mio. Euro fand sich kein Leistungsnachweis und keine Dokumentation. Die Telekom hat sich als Privatbeteiligte den Strafverfahren angeschlossen und Schadenersatz über 28,7 Mio. Euro geltend gemacht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2012)

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