Causa Graf: Neue Stiftungsprüfer bestellt

Causa Graf Neue Stiftungspruefer
Causa Graf Neue Stiftungspruefer(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
  • Drucken

Der Anwalt von Gertrud Meschar erhebt neue Vorwürfe gegen den FPÖ-Politiker Martin Graf. Die 90-Jährige erlitt einen Schwächeanfall.

Nachdem sich der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf unterstützt von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zuletzt heftig gegen Vorwürfe einer 90-Jährigen im Zusammenhang mit der Gründung einer Stiftung gewehrt hatte, holt nun der Anwalt von Gertrud Meschar zu einem neuen Schlag aus. In mehreren Zeitungsinterviews (Samstag-Ausgaben) sieht Alexander Hofmann seine Mandantin vom FPÖ-Politiker schlecht beraten. Bekannt wurde auch, dass der Stiftungsprüfer abgesetzt wurde. Das Handelsgericht Wien hat einen neuen Kontrollor bestellt. Denn bisher übernahm die Prüfung die Kanzlei PWK und die gehört laut diversen Medienberichten den selben Eigentümern wie jene Kanzlei, die die Bilanzen erstellt.

An Frau Meschar scheint die öffentliche Diskussion um ihre von Graf verwaltete Stiftung jedenfalls nicht spurlos vorbeizugehen. Sie habe einen Schwächeanfall erlitten, berichtet die "Kronen Zeitung".

Anwalt: "Testament hätte genügt"

Anwalt Hofmann wirft Graf vor, Meschar bei der Übertragung ihres Vermögens in eine Stiftung schlecht beraten zu haben: "Um Frau Meschars Wünsche zu erfüllen hätte ein professionell formuliertes Testament in Verbindung mit einer Vorsorgevollmacht genügt", sagt der Jurist im "Kurier".

Hofmann zufolge gibt es keinen Zweifel, dass Graf und die beiden anderen Stiftungsvorstände abzuberufen sind. Das Gesetz sehe eine Abberufung vor, wenn die Vorstände ihre Pflichten grob verletzt hätte. Dies sei der Fall, da die Vorstände den Stiftungszweck nicht erfüllt hätten, der ja darin liege, Meschar finanziell zu versorgen, sagt der Anwalt im "Standard Online".

Stattdessen habe der Vorstand in eine Immobilie, in der sich auch ein Gasthaus der Familie Graf befindet, investiert - also mit anderen Worten aus liquiden Mitteln ein illiquides Vermögen gemacht. Eine 90-Jährige habe aber nichts davon, wenn die Liegenschaft in 20 Jahren ihren Wert gesteigert habe. Sie brauche das Geld jetzt.

Bekam nur circa 6000 Euro

Allzu üppige Ausschüttungen dürfte Meschar tatsächlich nicht erhalten haben. Der Tageszeitung "Österreich" liegen nach eigenen Angaben die Bilanzen der Stiftung vor: Demnach erhielt die Frau für 2007 netto 6046,50 Euro und für 2008 netto 5000 Euro - und das bei einem Stiftungsvermögen von 1,3 Millionen Euro.

Auffällig ist für Hofmann ferner, dass ein Gericht Frau Meschar vor der endgültigen Stiftungsgründung vorgeladen und "belehrt" hat. "Ich habe das noch bei keiner Stiftungsgründung erlebt", sagt der Anwalt im "Kurier".

Die FPÖ hatte zuletzt die Berater Meschars heftig kritisiert und nahegelegt, dass diese im Auftrag von ÖVP-nahen Kreisen tätig seien. Die Volkspartei sprach im Gegenzug von "absurden Verschwörungstheorien".

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Causa Graf: Prammer will Abwahlmöglichkeit schaffen
Politik

Causa Graf: Prammer will Abwahlmöglichkeit schaffen

Prammer will, dass Nationalratspräsidenten mit Zweidrittelmehrheit abgewählt werden können. Die ÖVP pocht auf eine Zuständigkeit des VfGH.
Innenpolitik

Anwalt: Graf-Stiftung verfehlt Zweck

Die Stiftung Gertrud Meschars ziele auf Deckung ihrer Lebenskosten ab. Der Vorstand, zu dem FPÖ-Mann Graf gehört, habe das vernachlässigt, sagt Meschars Anwalt.
FPÖ: VP-Hintermänner stecken hinter Vorwürfen gegen Graf
Politik

Strache: "ÖVP steckt hinter Vorwürfen gegen Graf"

Berater aus einer "ÖVP-nahen Kanzlei" hätten die Stifterin beeinflusst, erklärt die FPÖ. Die Volkspartei spricht von "absurden Verschwörungstheorien".
Archivbild
Innenpolitik

Stiftungs-Affäre: Strache stellt Graf Rute ins Fenster

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache legt am Donnerstag Martin Graf den Rückzug als Stiftungsvorstand nahe. Bei einem Schuldspruch im laufenden Verfahren müsste Graf auch als Dritter Nationalratspräsident gehen.
Umstrittene Stiftung Gruene wollen
Politik

Causa Stiftung: Grüne wollen Graf abwählen

Der FP-Politiker Martin Graf soll eine 90-Jährige getäuscht haben. Die Grünen wollen einen Abwahlantrag einbringen. Die SPÖ will einen derartigen Schritt "ernsthaft in Erwägung ziehen".

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.