„VatiLeaks“: Intensive Suche nach Komplizen

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Papstkammerdiener Paolo Gabriele, der Geheimdokumente illegale weitergab, soll von „einflussreichen Hintermännern“ benutzt worden sein.
Der Kammerdiener verbrachte indes seine vierte Nacht in Folge in Haft.

Rom/PK. Nach der Festnahme von Paolo Gabriele, des Kammerdieners von Papst Benedikt XVI., im Zuge des Enthüllungsskandals „VatiLeaks“ geht im Vatikan die Suche nach einem möglichen Komplizen weiter: Jemand habe Benedikts Butler „benutzt“, heißt es. Dieser „Jemand“ müsse eine bedeutende Persönlichkeit gewesen sein, sonst hätte der Diener des Papstes für ihn keinen Finger krumm gemacht. Laut der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ werde die Mitschuld eines italienischen Kardinals zumindest „nicht ausgeschlossen“ – was vom Vatikan-Pressesprecher Federico Lombardi allerdings heftig dementiert wird.

Der Kammerdiener verbrachte unterdessen seine vierte Nacht in Folge in einer Zelle im Vatikan. Vier Kassetten mit Dokumenten, die er eigentlich nicht haben durfte, hat die Vatikan-Gendarmerie in seiner Wohnung gefunden. Der Verteidiger Paolo Gabrieles sagte am Montag, der Butler des Papstes werde „auf alle Fragen der Ermittler antworten, um die Wahrheit ans Licht zu bringen“.

Niemand glaubt allerdings, dass Benedikts Kammerdiener, ein treukatholischer, 46-jähriger Vater von drei Kindern, seine exklusive Lebensstellung durch die illegale Weitergabe von Dokumenten leichtfertig aufs Spiel gesetzt hat.

Informanten waren „frustriert“

326 Seiten umfasst das Buch „Sua Santità“, in dem der italienische Fernsehjournalist Gianluigi Nuzzi ein vertrauliches Vatikan-Dokument nach dem anderen ausbreitet. Bei etlichen dieser Papiere steht fest, dass nur der Papst selbst und ganz wenige seiner engsten Mitarbeiter sie in der Hand gehabt haben können.

Laut Nuzzi seien seine Informanten „eine Gruppe von Vatikanbürgern oder -beschäftigten“, die „frustriert vom Überhandnehmen widerrechtlicher Übergriffe, persönlicher Interessen und unterdrückter Wahrheiten“ sind. Gegen allerlei Widerstände in der Kurie hätten sie mit ihren Indiskretionen nicht dem Papst schaden, sondern ganz im Gegenteil „die Reformen Benedikts XVI. beschleunigen“ wollen.

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