Raiffeisen: "Faule Kredite in Osteuropa stabilisiert"

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Im "Banking Sector Report" sieht Raiffeisen die Situation der Bank positiver als die Ratingagentur Moody's.

Die Ratingagentur Moody's hat unter anderem die Raiffeisen Bank International (RBI) herabgestuft. Glaubt man dem aktuellen "Banking Sector Report" der Raiffeisen-Analysten von RBI und RCB, kann von einem speziellen Osteuropa-Risiko der österreichischen Banken keine Rede sein - im Gegenteil.  "In Zentraleuropa und in der GUS-Region sieht man, dass sich die notleidenden Kredite stabilisieren oder sogar zurückgehen", sagte Co-Autor Gunter Deuber von Raiffeisen Research am Mittwoch in Wien.

"In Polen, Tschechien und der Slowakei gehen die Quoten notleidender Kredite zurück und stabilisieren sich um die fünf, sechs, sieben Prozent. Das sind teilweise Zahlen, wie wir sie aus Deutschland kennen und aus anderen entwickelten Industrienationen", sagte Deuber. Südosteuropa sei eine Problemregion im Bezug auf notleidende Kredite, räumte Deuber ein. "Wir haben im Durchschnitt Zahlen von an die 16 Prozent, in einzelnen Ländern sind wir bei fast 20, in den besseren Ländern bei 11 bis 12 Prozent." Allerdings sei die Region Südosteuropa ein relativ kleiner Teil des osteuropäischen Bankensektors.

"Viel Neugeschäft"

In Zentral- und Osteuropa gebe es auch viel Neugeschäft, berichtete Deuber. In der GUS sei das Kreditwachstum "im deutlich zweistelligen Bereich", das vor allem von Russland getrieben sei, aber auch in der Ukraine gebe es ein Kreditwachstum um die 10 bis 12 Prozent. Auch in Zentraleuropa gebe es ein Kreditwachstum von rund 10 Prozent, wobei die Unterschiede zwischen Ländern aber sehr groß seien: In Polen habe das Kreditwachstum im vergangenen Jahr knapp 16 Prozent betragen, in Slowenien habe es stagniert oder sei sogar leicht rückläufig gewesen.

"Die einzige Region, die etwas zurückbleibt, ist Südosteuropa, dort haben wir in einigen Bankensektoren strukturelle Probleme." In einigen Segmenten sei man vielleicht etwas zu stark gewachsen und brauche nun Zeit, diesen Prozess rückgängig zu machen. "Auch die notleidenden Kredite in Südosteuropa sind 2011 noch angestiegen." Allerdings mache Südosteuropa nur 10 bis 15 Prozent des gesamten osteuropäischen Bankensektors aus, sagte Deuber. "Alleine Polen und Russland sind 60 Prozent."

Wachstumspotenzial

Das Wachstumspotenzial der CEE-Region ist aber nach wie vor groß: Das BIP der Region entspricht nur 27 Prozent der Eurozone, die gesamten Kredite der Region machen nur 9 Prozent des Kreditvolumens der Eurozone aus. Die Gesamtbilanzsumme der Banken in CEE machte Ende 2011 2068 Milliarden Euro aus (Ende 2010: 1846 Milliarden Euro). Zum Vergleich: Alleine die Bilanzsumme der Deutschen Bank betrug Ende des Vorjahres 2164 Milliarden Euro.

Von einem Rückzug westlicher Banken aus Osteuropa kann nach Ansicht der Raiffeisen-Analysten keine Rede sein. "Der Marktanteil der ausländischen Banken ist im Großen und Ganzen stabil geblieben", sagte Deuber. Einen marginalen Rückgang in Zentral- und Südosteuropa gebe es nur im Vergleich zu den Spitzen von 2006/2007, das bewege sich aber im Bereich von ein bis zwei Prozentpunkten. Die größten Player in der Region seien nach wie vor UniCredit, Raiffeisen, Erste, Societe Generale und KBC, sagte RCB-Analyst Stefan Maxian. Es habe ein paar Akquisitionen gegeben, mit dem Fokus auf Polen. Die spanische Santander habe in Polen im Vorjahr und heuer zwei Banken übernommen und sei damit zur drittgrößten Bank in Polen aufgestiegen. RBI kaufte 2011 die polnische Retailbank Polbank. Die russische Sberbank hat die Volksbank International gekauft und ist in der Region (einschließlich Russland) die größte Bank mit einer Bilanzsumme von 270 Milliarden Euro und damit doppelt so groß wie UniCredit in Osteuropa. Allerdings habe die Sberbank 96 Prozent ihrer Aktiva in Russland, erklärte Maxian.

Fast alle Player in der Region konnten laut Maxian ihrer Refinanzierungsbasis verbessern. Seit 2009 wuchsen die neuen Einlagen im CEE-Raum stärker als die Kredite. Die Einlagenbasis legte bis 2011 um rund 38 Prozent zu, während die Gesamtkreditsumme um 25 Prozent zurückging. Das Verhältnis von Krediten zu Einlagen sei insgesamt gesunken, aber auch bei den einzelnen Banken. Alle wichtigen Player hätten eine Kernkapitalquote über 7 Prozent. Das erste Quartal 2012 sei für die in Osteuropa tätigen Banken gut verlaufen, "von den börsenotierten Unternehmen waren nahezu alle besser als vom Markt erwartet". Die Risikokosten seien bei den meisten Banken rückläufig gewesen, vor allem in Polen, Tschechien, der Slowakei und Russland.

(APA)

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