Kritik an Banken-Abstufung: "Keine Krise in Osteuropa"

File photo showing Moody's sign on 7 World Trade Center tower in New York
File photo showing Moody's sign on 7 World Trade Center tower in New York(c) REUTERS (Mike Segar)
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Für österreichische Ökonomen ist die Herabstufung der drei größten heimischen Banken durch Moody's nicht nachvollziehbar. Vor allem das Risiko in Osteuropa sei nicht differenziert genug betrachtet worden.

Für heimische Ökonomen ist die Herabstufung der drei größten österreichischen Banken durch die Ratingagentur Moody's unverständlich und nicht nachvollziehbar. Insbesondere der Hinweis auf Osteuropa sei "ungerechtfertigt", kritisierte der Linzer Finanzwissenschafter Friedrich Schneider am Mittwoch das "Banken-Bashing". Die Situation im CEE-Raum habe sich nicht verschlechtert, sondern in einigen Ländern - wie Polen - sogar verbessert. Auch Friedrich Mostböck, der Chefanalyst der Erste Group, weist das CEE-Argument zurück: Es werde übersehen, dass die Ostkredite dort auch durch Spareinlagen gedeckt seien, "das verstehen nicht alle".

"Wir haben in Osteuropa keine Krise", betont der Linzer Uni-Professor Schneider, aus dessen Sicht das Downgrading der Institute nur die Verunsicherung erhöhe und damit das europäische Bankensystem schwäche. Moody's solle sich hinstellen und die Gründe für die Herabstufungen öffentlich näher begründen, so der Experten.

Moody's hat die Bewertung der Verbindlichkeiten und Einlagen der Raiffeisen Bank International (RBI) und der UniCredit Bank Austria um eine Stufe gesenkt, die der Erste Group Bank AG um zwei Stufen, hat die Ratingagentur in der Nacht auf Mittwoch bekanntgegeben (mehr dazu ...).

Nowotny: "Nicht überbewerten"

Notenbank-Chef Ewald Nowotny versuchte am Mittwoch zu beruhigen. Die Herabstufungen seien im Zusammenhang mit der Neubewertung des gesamten europäischen Bankensektors im Zuge der Schuldenkrise in einigen Ländern zu sehen. "Das kommt also nicht überraschend und soll man nicht überbewerten", so Nowotny. Auch sieben deutsche Banken seien zurückgestuft worden.

"In Bezug auf das Exposure der österreichischen Banken ist festzuhalten, dass man die Region CESEE differenziert betrachten muss", wiederholte Nowotny eine von ihm schon des öfteren vorgebrachte Kritik am Vorgehen der Ratingagenturen. "Überwiegend sind unsere Banken dort in stabilen Märkten tätig und auch in Märkten mit guten Wachstumsaussichten in den nächsten Jahren. Diese Differenzierung wird oft zu wenig beachtet", so der OeNB-Gouverneur.

Der zuständige Moody's-Analyst Mathias Külpmann widersprach dem Vorwurf: "Wir sehen durchaus, wenn wir Osteuropa insgesamt betrachten, ein differenziertes Bild in der Region", sagte er. So sehe man etwa bei der Erste ein sehr profitables Geschäft in Tschechien, bei der RBI sei dagegen Russland sehr bedeutend, und man sehe natürlich die besondere Situation in Ungarn. Rumänien wiederum habe eigene Probleme und in den Ländern des Balkan hätte man in jüngste Zeit Eintrübungen gesehen. "Ich glaube schon, dass wir die Unterschiede sehen, wir müssen aber auch im europäischen Quervergleich sehen, wie weit kann sich die Region Osteuropa entkoppeln von westeuropäischen Entwicklungen. Und hier sehen wir durchaus Risiken für indirekte Effekte", so Külpmann.

Bank Austria: "Überhaupt nicht auffällig"

Der Chefökonom der UniCredit Bank Austria, Stefan Bruckbauer, hat die Abstufung erwartet. Das sei Teil einer lange geplanten Aktion, die Moody's Mitte Februar angekündigt habe. Damals hatte die Agentur erklärt, sie werde alle Geldinstitute weltweit herabstufen, nachdem unter dem neuen Basel-III-Regime die Rettung einer Bank durch den Staat nicht mehr als gesichert gelten könne. Im übrigen seien etwa alle deutschen Landesbanken und alle britischen Banken schlechter bewertet als die Austro-Institute, betont Bruckbauer.

Im internationalen Vergleich seien Österreichs Banken nicht schlechter eingestuft, sondern lägen "im Mittelfeld" und seien "überhaupt nicht auffällig", so der Experte: "Ich sehe da nicht viele CEE-Risken eingearbeitet." Natürlich könnten Rückstufungen in Europa aber wegen der Euro-Schuldenkrise auch etwas stärker ausfallen.

(APA)

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