Die ÖIAG ist eine gute Privatisierungsagentur. Aber ein schlechter Verwalter.
Der ÖIAG kommt also nach nur einem Jahr ihr (in dieser Zeit eher glücklos agierender) Chef abhanden. Das wäre eine gute Gelegenheit zu überlegen, wozu man den Laden überhaupt braucht. So richtig scheint das nämlich keiner zu wissen, schon gar nicht ihr Eigentümer Bund.
Ziehen wir also kurz Bilanz: Der Staatskonzern war als Privatisierungsagentur trotz einiger weniger Flops eine große Nummer, wie erfolgreiche Entstaatlichungen à la Voestalpine sehr schön dokumentieren. Als Eigentümer aber eine Vollniete. Ein Großaktionär, der glubschäugig und hilflos zuschaut, wie eine wesentliche Beteiligung wie die Telekom mit Kursmanipulation, Korruption, Politiker-Schmieren und anderen Durchstechereien in kriminelles Fahrwasser rutscht und zum „Bankomaten“ der Parteien und des diese umschwirrenden Lobbyisten-Gesocks wird, hat als Unternehmer leider völlig versagt. Punkt.
Das alles ist vor der Ära Beyrer passiert, von einer wirklichen Aufarbeitung war aber auch im vergangenen Jahr wenig zu sehen. Die ÖIAG soll sich also auf das, was sie wirklich kann, konzentrieren und zur Privatisierungsagentur für die restlichen Staatsbeteiligungen werden. Oder man löst sie auf. Denn für einen schlechten Verwalter ist der Aufwand zu hoch.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2012)