Wo beginnt Gewalt?

Laut Studie wird ein Viertel der Kinder in der Schule Opfer von Gewalt.

Wann muss das Verhalten eines Kindes in der Schule als auffällig bezeichnet werden? Wo endet normales Verhalten? Alles sehr schwierige Fragen, die selbst erfahrene Pädagogen und erst recht häufig überforderte Eltern nicht immer eindeutig zu beantworten wissen. Und wo beginnt Gewalt? Ist das Schubsen von Mitschülern beispielsweise (gerade noch) erlaubt? Nein, wenn es nach den strengen Autoren einer Studie geht, deren Ergebnisse am Mittwoch präsentiert wurden.

Sie haben untersucht, ob und in welchem Ausmaß in der Schule Gewalt eine Rolle spielt. Offenbar eine große, schenkt man Wissenschaftlern Glauben. Genauer, schenkt man Schülern Glauben: Jeder Vierte gibt an, während eines Halbjahres Opfer von Gewalt geworden zu sein. Dass Buben häufiger Täter und Opfer sind, überrascht wenig. Wenn „Schubsen“ als Gewalt definiert wird, heißt es wahrscheinlich bald Vorsicht vor der Polizei beim Gedränge in öffentlichen Transportmitteln. Klar, dass Lehrer in der Schule sensibilisiert sein müssen. Das kann aber nicht heißen, dass jeder, der in der Pause oder beim Fußball (zurück-)schubst, als gewalttätig eingestuft wird. Man darf das Problem Gewalt nicht kleinreden. Man muss aber auch nicht in das andere Extrem verfallen.

dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2012)

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