Das IIASA in Laxenburg hat bei der Rio-Konferenz die bisher umfassendste Studie zur künftigen Energieversorgung vorgestellt.
Rio/Wien/Ku. Ein Umstieg zu einem umweltfreundlichen, CO2-neutralen und sichereren Energiesystem ist bis zum Jahr 2050 möglich– und er rechnet sich auch. Zu diesem klaren Ergebnis kommt das „Global Energy Assessment“ (GEA), das diese Woche am Rande der Rio-Umweltkonferenz präsentiert wurde. GEA ist die bisher umfassendste Studie für die Energieversorgung der Zukunft, sie behandelt nicht nur Energiefragen und -technologien im engeren Sinne, sondern auch soziale, gesundheitliche, ökonomische und ökologische Auswirkungen.
Entsprechend vielfältig waren die definierten Ziele: Das Weltklima soll sich nicht um mehr als zwei Grad erwärmen, die Sicherheit der Energieversorgung soll gesteigert werden, die gesamte Menschheit soll leistbaren Zugang zu modernen Formen von Energie bekommen, die Energieeffizienz und das Aufkommen erneuerbarer Energie sollen deutlich gesteigert werden.
Untersucht wurden 60 mögliche Wege hin zu den Zielen, mit 41 von ihnen könnten alle Ziele erreicht werden. Das Verblüffende dabei: Das könnte praktisch ohne Mehrkosten erreicht werden. Die jährlichen Investitionen in das Energiesystem müssten von derzeit 1,4 Billionen Dollar (zwei Prozent des globalen BIPs) auf 1,7 Billionen Dollar gesteigert werden. Der zusätzliche Finanzbedarf entspricht ungefähr den derzeitigen Subventionen für fossile Energieträger. Rechnet man den Investitionen die positiven ökologischen und gesundheitlichen Folgen gegen, dann ist der Ertrag sogar höher als die Kosten.
Einen Pferdefuß hat die Sache: Die Transformation wird, anders als die bisherigen Revolutionen im Energiesystem, nur durch ein entschlossenes Handeln der Politik möglich sein – etwa im Setzen von Effizienzstandards oder klaren Fahrplänen zur Einführung erneuerbarer Energien. Koordiniert wurde die fünfjährige Arbeit von weltweit rund 500 Forschern am GEA in Österreich, und zwar am „Institut für angewandte Systemanalyse“ (IIASA) in Laxenburg.
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www.globalenergyassessment.org
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.06.2012)