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Cher: Madonna allein zu Haus

Cher, die Auktion. Pop-Star verkauft Besitztümer, vor allem neogotische Kunst.

Wie lebt eine Pop-Diva? Imperial. Sotheby's und das Auktionshaus Julien's versteigern am 3. und 4. Oktober 2006 die Sammlung von Cher: 700 Posten, Malerei, Möbel, Dekoration aus Chers Residenz in Malibu, ferner Kostüme und Schmuck. Mindestens eine Million Dollar Erlös werden erhofft, ein Teil davon kommt der Cher Charitable Foundation zugute. Eine Auswahl der Exponate geht vorher auf Reisen, von 4. bis 8. September kann man sie bei Sotheby's in London, am 12./13. September bei Sotheby's in Chicago und von 16. bis 21. September bei Sotheby's in New York sehen. Die Versteigerung selbst findet im Beverly Hilton Hotel in Los Angeles statt. Wird Cher anwesend sein? Vermutlich nicht, heißt es bei Sotheby's.

Sammlungen von Stars machen nur einen geringen Anteil vom Umsatz des Auktionshauses aus. Sie sind aber begehrt, weil sie öffentliche Aufmerksamkeit bringen. Zuletzt versteigerte Sotheby's etwa Objekte von Elton John, Gianni Versace, Catherine Hepburn oder Johnny Cash.

Viel geschmäht wurde Cher, meist von männlichen Kritikern, die ihren überbordenden Kostüm-Glamour, ihre mangelnden Qualitäten als Sängerin, vor allem aber ihre Schönheitsoperationen aufs Korn nahmen. In ihrer Karriere spiegeln sich aber auch die wechselnden Erfolgsrezepte des Show-Business von den Sixties bis in die Gegenwart. Mit dem Italo-Amerikaner Sonny Bono, 11 Jahre lang auch Chers Ehemann und Vater ihrer Tochter Chastity, landete sie in den sechziger Jahren Welt-Hits wie "I Got You, Babe", "The Beat Goes On" und "Bang Bang". In den Siebzigern hatte das Paar eine eigene TV-Show ("Sonny und Cher Comedy Hour"). Nach der Trennung von Bono etablierte sich Cher allein im TV, in Las Vegas.

Anfang der Achtziger war sie Off-Broadway zu erleben, in dem von Robert Altman auch verfilmten Kleinstadtdrama "Come Back to the Five and Dime, Jimmy Dean". Die Kritik feierte sie als genial-intuitive Charakter-Darstellerin. Eine Oscar-Nominierung und den Golden Globe erhielt sie für ihre Rolle als lesbische Kernkraftwerksarbeiterin in Mike Nichols' Anti-Atomkraft-Film "Silkwood". In Peter Bogdanovichs "Mask" gab sie die Mutter eines Schwerbehinderten, bei den Filmfestspielen in Cannes wurde sie dafür als beste Schauspielerin ausgezeichnet. Mit Jack Nicholson war sie in dem Kassen-Hit "Die Hexen von Eastwick" zu erleben, ferner in "Suspect - Unter Verdacht" sowie in der Komödie "Mondsüchtig". 1988 erhielt sie den Oscar als beste Schauspielerin. 1989 meldete sich Cher mit dem Album "Heart of Stone" erfolgreich als Sängerin zurück. 1991 erreichte sie mit "Love Hurts" erstmals eine Spitzenposition in den Album-Charts. Mit "Believe" avancierte Cher 1998 zur Teenie-Queen und zum ältesten weiblichen Pop-Star, der je auf Platz eins der US-Hitparade landete.

1999 ging sie auf Welt-Tournee, 2001 startete sie ihre mehrjährige Abschieds-Tournee, die sie 2004 auch in die Wiener Stadthalle führte. Indianerin, Hippie-Ikone, Verführerin, Emanze viele Etiketten wurden Cher angehängt. Privat hatte sie offenbar eine Vorliebe für Neo-Gotik, speziell für Madonnen. Zu einem Schätzpreis von 20.000 bis 30.000 Dollar wird ein neogotisches Bett angeboten, ein Tisch, Kerzenleuchter, eine Balustrade. Chers Lebensstil war offenbar ebenso inszeniert wie ihre Bühnen-Erscheinung. Die Outfits aus ihren Shows wie "The Sony & Cher Comedy Hour" oder der "Cher Show" werden nun verkauft, viele sind vom US-Kult-Designer Bob Mackie. "Ich will ein neues Kapitel in meiner Karriere aufschlagen", sagt Cher und präsentiert sich neuerdings in Schwarz, sehr bescheiden und mit 60 Jahren noch immer höchst attraktiv. Was will sie künftig tun? Sich vor allem um ihre Charity kümmern. Sagt sie.

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