Salzburger in Wien: "Stehen München näher"

Ein Szenefriseur, ein Stararchitekt und Wiens neuer Weihbischof über das Verhältnis zu ihrer neuen Heimat.

"In Wien ist es leichter, sich aus dem Weg zu gehen." Für Christian Sturmayr ist die Größe Wiens der wichtigste Unterschied zu seiner Heimat Salzburg, "denn dort muss man erst einmal in gewisse Kreise kommen, um überhaupt kommunizieren zu können." In Salzburg wird sein Name seit fünf Generationen mit einer Friseurdynastie verbunden, Anfang März eröffnete Sturmayr auch einen Salon am Graben in Wien. Eine Präferenz für eine der beiden Städte will er nicht abgeben. Was die Lebensart angeht, sieht er dennoch Unterschiede: "Der Wiener hat eine lockerere Art." So sei es in Salzburg etwa nicht so üblich, Fremde direkt anzusprechen. Auch dieses Phänomen führt er auf die Größe der Stadt zurück.

Für ihn sei der Wechsel zwischen den Mentalitäten kein Problem, doch vielen Salzburgern würde es schwer fallen, sich in Wien zu integrieren - sie bleiben eher unter sich. Und dass im Vergleich etwa zu Oberösterreichern und Kärntnern verhältnismäßig wenige seiner Landsleute in Wien zu finden sind, erklärt er so: "Salzburger stehen München hundertprozentig näher als Wien."

Ähnlich sieht das der designierte Wiener Weihbischof Franz Scharl. Einerseits sei München schon räumlich näher als Wien, andererseits decke sich die deutsche Mentalität mehr mit jener der Salzburger: "Man ist unternehmerischer und eigenständiger", meint der 1958 in Oberndorf als Bauernsohn geborene Geistliche. Dagegen herrsche in Wien eher die Erwartung, dass irgendjemand schon da sein werde, um zu helfen. Aber im Grunde sei das ohnehin eher ein Gegensatz zwischen Stadt und Land als zwischen Salzburg und Wien. Im ländlichen Raum vermutet Scharl, der 1978 zum Studium nach Wien kam, auch eher ein "Gemüt des Herzens", während das Leben in einer Großstadt mehr von Rationalität geprägt sei.

Aus dem Blickwinkel des Architekten Wilhelm Holzbauer ist der Unterschied zwischen der Bundeshauptstadt und Salzburg vor allem ein städtebaulicher: "In Wien sind die großen Gebäude der Ringstraßenzeit prägend. In Salzburg gibt es nur wenige Häuser, die eine solche Atmosphäre haben." Dafür sei der italienische Aspekt, wie er in Salzburg zu finden sei, in Wien nicht existent.

Holzbauer hat auch selbst maßgeblich am Wiener Stadtbild mitgewirkt. So plante der gebürtige Salzburger etwa den Andromeda Tower in der Donau City. Als Startbasis für seine Karriere sei Wien sehr wichtig gewesen. Und nach wie vor könne man von hier aus leichter beruflich weiterkommen, weil es in den übrigen Bundesländern weniger Chancen gebe.

Das dachte sich vor über 200 Jahren auch schon der wohl berühmteste Salzburger, der je in Wien seine neue Heimat fand: Für Wolfgang Amadeus Mozart war die Loslösung von Salzburg geradezu ein Befreiungsschlag. Heute schmücken sich sowohl seine Geburtsstadt als auch Wien gerne mit dem Komponisten. Kein Problem für den neuen Weihbischof Scharl: "Mozart sei allen vergönnt."

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