Der Fernsehturm ist bis heute Touristen-Attraktion. Er lockt jährlich 1,2 Mio. Besucher an.
Berliner Fernsehturm

Ein DDR-Gigant und die „Rache des Papstes“

Vor 50 Jahren ist in Ostberlin Deutschlands höchstes Bauwerk eröffnet worden. Eine Zeitzeugin blickt von oben zurück auf die DDR.

Berlin. Roswitha Gerlach amüsiert sich ein wenig. „Überall Japaner“, sagt sie im Gespräch mit der „Presse“. Und der Souvenirshop sei ja viel größer als vor 50 Jahren. Dann öffnet sich die Lifttür. Gerlach steigt ein. In die Zeitmaschine. 40 Sekunden später und 203 Meter höher eröffnet sich der Blick über Berlin. Gerlach ist jetzt also wieder oben. Die Frau ist ein Glücksfall, eine Zeitzeugin, die tatsächlich zur Eröffnung für das Besucherservice des Fernsehturms im sozialistischen Ostberlin gearbeitet hatte. Aus der ganzen DDR drängten Kollektive hinauf auf die neue Sehenswürdigkeit. Und Gerlach musste alles organisieren. Der Job „war nicht ohne“, sagt sie. Sie war 19 Jahre jung und gerade erst als Industriekauffrau „ausgelernt“. Und jeden Tag fuhr sie damals zur Mittagspause im Lift nach oben in die Kantine, und zwar zu zweit, mit ihrem Sohn, den sie schon im Bauch trug. Sie war schwanger.

Ein gesamtdeutsches Wahrzeichen

Vor 50 Jahren wurde der Turm mit der markanten silberglänzenden Kugel eröffnet. Der historische Witz dabei ist, dass sich Ost und West 31 Jahre später just am selben Tag, dem 3. Oktober, wiedervereinigen sollten. Wobei dieser Zufall schon Sinn ergibt. Weil der Turm zu jenen wenigen DDR-Bauten zählt, die man im Westen lieb gewonnen hat, ganz anders als den angrenzenden Alexanderplatz, „den Alex“, der allenfalls rustikalen Charme versprüht und den viele Ur-Berliner eher meiden. Aber der Turm, dieser Gigant im Berliner Stadtbild, der mit seiner Gesamthöhe von 368 Metern den Wiener Donauturm um 116 Meter überragt, ist gesamtdeutsches Wahrzeichen geworden. Beim Berliner weckt er auch Heimatgefühle: Taucht das höchste deutsche Bauwerk am Horizont auf, ist es nicht mehr weit nach Hause.

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