Lipizzanerland

Oder: Warum manchen manches in der Hofreitschule spanisch vorkommt.

Es gehört (völlig ironiefrei bemerkt) zu den guten Seiten an Österreich, dass Besetzungen von Leitungsfunktionen in (Musik-)Theatern, Museen/Kunsthallen und – ja, warum auch nicht – staatlichen Reitschulen mit viel Tradition und Glamour nicht unter ferner liefen und im Verborgenen abgewickelt, sondern breit, emotional, auch mit viel Sachverstand diskutiert werden. Über die Eignung der Kandidaten für gut bezahlte, staatsnahe Jobs, die öffentlich ausgeschrieben werden, muss man auch diskutieren. Aber niemand hat es verdient, 15 Jahre nach der Scheidung als „Ex-Kanzlergattin“ durch die Schlagzeilen gereicht zu werden. Zumal die Bezeichnung nicht einmal zutrifft, da der ehemalige Ehemann ja schon bei der Scheidung von Sonja Klima Ex-Kanzler und Wieder-Topmanager war.

Unterstützt wurde Sonja Klima bei ihrer Bewerbung als neue Chefin der Spanischen Hofreitschule ausgerechnet von der ÖVP, deren letzter Bundeskanzler vor Sebastian Kurz, Wolfgang Schüssel, dafür sorgte, dass Viktor Klima trotz relativer Mehrheit für die SPÖ zum Ex-Kanzler wurde.

In Deutschland erinnerte Wolfgang Schäuble in einer Rede zu 100 Jahren Frauenwahlrecht an die Tatsache, dass bei unbezahlter Arbeit in Erziehung, Haushalt und Pflege von Angehörigen auch im Jahr 2019 immer noch die Frauen die Hauptlast trügen. Diese Aufteilung müsse geändert werden. „Eine weithin akzeptierte Erkenntnis, an deren Umsetzung Männer gelegentlich mit Nachdruck erinnert werden müssen“, sagte Schäuble, der auch anführte, dass Frauen in der Politik nach wie vor unterrepräsentiert seien. Derselbe Schäuble, der als langjähriger innerparteilicher Kritiker von Bundeskanzlerin Angela Merkel erst jüngst Annegret Kramp-Karrenbauer mit Nachdruck als CDU-Chefin verhindern wollte, indem er ungewöhnlich offen Friedrich Merz unterstützte.

Schnellfahrer müssen vielleicht bald umdenken. Bisher waren ja deutsche Autobahnen ohne Tempolimit das gelobte Land für freie Bürger, die auch so Auto fahren wollen. Doch eine Kommission der deutschen Regierung empfiehlt nun die Einführung von 130 km/h, um Schadstoffe zu reduzieren. In Österreich will der Verkehrsminister seine Tests mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung von 140 km/h dagegen ausweiten. Argumente dafür werden sicher auch noch nachgeliefert.

florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2019)

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