Eislaufen im Sommer? Aber sicher doch!

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In der Wiener Stadthalle können sich Eislaufbegeisterte erstmals im Sommer aufs Glatteis wagen. In T-Shirts und kurzen Hosen – auch bei 30 Grad Außentemperatur.

Wien. Draußen geht gleich das Sommergewitter nieder. Davor war es schon drückend heiß in der Stadt. Fast 30 Grad meldete die ZAMG. In der U-Bahn riecht es wie so oft nach Schweiß. Viele, die sich irgendwie von der Arbeit losreißen können, suchen Erholung in einem der Wiener Freibäder.

Nur in der Wiener Stadthalle bietet sich ein anderes Bild. Dort schnallen junge Mädchen und Burschen, ältere Herren und kleine Kinder Schuhe mit Kufen an. Und drehen in kurzen Hosen und T-Shirts auf einer 1800-Quadratmeter-Eisfläche ihre Runden.

In der Wiener Stadthalle ist heuer auch das Eislaufen im Sommer möglich. Jeden Dienstagnachmittag ist die Eisfläche in der Wiener Stadthalle – wo sonst das ganze Jahr über Eiskunstläufer und Eishockeyspieler trainieren – für die Bewohner der Stadt offen.

Möglich ist das, weil seit vergangenem Herbst mit Andreas Steinbach und seinen beiden Geschäftspartnern neue Pächter die Halle (die vorher vom Wiener Sportamt betrieben wurde) übernommen haben. Steinbach, ein Mann mit grauen Haaren, Jeans und festem Händedruck, betreibt schon den Eisring Süd in Wien-Favoriten. Jetzt möchte er so viele Leute wie möglich für das Sommer-Eislaufen begeistern.

T-Shirt, Jeans und Schlittschuhe

Rund 100 Leute würden bereits jeden Dienstag in die Stadthalle kommen. Trotz 30 Grad Außentemperatur. „Da ergeben sich oft ganz skurrile Bilder. Draußen stehen Leute in Flip-Flops und kurzer Hose an, haben dann aber die Eislaufschuhe umgehängt“, sagt er.

Auch an diesem Tag tummelt sich jede Altersgruppe im Warteraum. Vom Kleinkind bis zum älteren Herr. Uneinig sind sie sich in der Wahl der Kleidung. Während der Großteil Sommerhosen und T-Shirts trägt, haben Kleinkinder Skianzüge an.

„Das ist einfach eine lustige Abwechslung“, sagt ein Mädchen, das mit seinem Vater auf Schlittschuhen vor der Türe steht. Ein Junge mit kurzer Hose und Eishockey-Schuhen fügt hinzu: „Heiß genug war es heute eh schon.“ Jetzt sucht er die Abkühlung.

Die findet die 13-jährige Michelle Bruckner jede Woche hier. Seit Saisonbeginn verbringt sie die Dienstage auf dem Eis. „Ich übe hier immer Freestyle-Tricks“, sagt sie. Einfach so. Weil es Spaß macht. Ihre Freundinnen begleiten sie oft. Auch wenn denen Eislaufen gar nicht so Spaß macht.

Es scheint dann nämlich doch das Ungewöhnliche zu sein, das viele hierher treibt. Immer wieder posieren Besucher in ihren sommerlichen Outfits grinsend vor Handykameras, während im Hintergrund grüne Bäume durch die Fenster leuchten.

Tatsächlich ist es kühl, aber nicht kalt in der Eishalle, die konstant bei 17 Grad gehalten wird. Und es ist ziemlich angenehm, einmal mit wenig Kleidung (ein Skianzug ist nicht nötig) auf dem Eis zu fahren. Ohne dicken Wintermantel bewegt es sich besser – wenn auch nicht eleganter. „Das Eis ist von der Konsistenz her anders als im Winter. Es fährt sich viel schwerer“, sagt ein Familienvater, der mit seiner Frau und den beiden Töchtern hergekommen ist. Er begründet das mit der Hitze, das Eis würde so schnell schmelzen.

Frieren im Sommer – geht nicht

„Dabei ist der Kühlaufwand gar nicht viel größer als im Winter“, behauptet Steinbach. Drinnen holen sich viele Leute jedenfalls nach kurzer Zeit doch Pullover für ihre nackten Arme. Zwei Mädchen (eine im weißen Sommerkleid) packen gleich die Eislaufschuhe ein und die Sommerschuhe aus. „Wir gehen, es ist viel zu kalt hier.“ Spaß habe es trotzdem gemacht. Und wiederkommen wollen sie auch. Dann allerdings mit Jacke. Drinnen frieren, während es draußen 30 Grad hat. Das geht im Sommer dann doch nicht.

Service

Sommer-Eisläufer: Bis 28. August ist die Stadthalle (Halle C / Eisstadthalle ) jeden Dienstag von 16 bis 19.45 Uhr für „Wintersportler“ geöffnet. Preise: 2,50 (Kinder) bis 6,50 (Erwachsene); Infos unter www.eisstadthalle.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2012)

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