Zu wenig Kontrollen, schwieriger Nachweis: Trittbrettfahrer gibt es auch hierzulande.
Wien/Mpm. Die Wachauer Marille hat sie, der Marchfelder Spargel sowieso: Trittbrettfahrer nämlich, die ihre oft minderwertigeren Lebensmittel verbotenerweise unter etablierten Markennamen verkaufen. Von groß angelegtem Betrug wie in Italien (siehe Artikel links) kann man in Österreich zwar nicht sprechen. Der Schaden für Betriebe, die etwa unter dem EU-Siegel „g.g.A.“ (geschützte geografische Angabe) firmieren und sich so strikte Richtlinien auferlegt haben, dürfte dennoch enorm sein.
Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist der Marchfelder Spargel, mit dem zur Hauptsaison von Marktstand bis Restaurant großflächig geworben wird. Tatsächlich könnten die zwölf niederösterreichischen Betriebe niemals ganz Österreich mit Spargel versorgen: „Unsere Mengen sind relativ gering“, sagt Gerhard Sulzmann vom „Verein Genussregion Marchfeldspargel“. Nur etwa ein Viertel des Spargels, der hierzulande verkauft wird, kommt aus dem Marchfeld. Sulzmann kritisiert, dass sich die g.g.A.-Betriebe zwar jedes Jahr einer aufwendigen und teuren Kontrolle unterziehen müssen, die Trittbrettfahrer aber ein relativ sicheres Leben führen: „Gute, genaue Kontrollen im Handel fehlen. Da sind wir bislang im Stich gelassen worden.“
Mit Nachahmern hat auch die noch recht junge, aber bereits etablierte Marke Alpenlachs zu kämpfen. „Das Ausmaß ist zwar nicht dramatisch, schadet uns aber natürlich“, heißt es beim Erzeuger. Was die Sache erschwert: Ein eindeutiger Herkunftsnachweis im Labor ist schwierig und wird nur in wenigen Fällen durchgeführt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2012)