Juli der Wetter-Extreme: Hitze, Kälte, Wasserrekorde

Archivbild
Archivbild(c) APA (ROLAND SCHLAGER)
  • Drucken

Im vergangenen Juli heizte sich das Land regelmäßig auf, um von teils verheerenden Unwettern wieder abgekühlt zu werden. Zuletzt traf es Kärnten: In Spittal an der Drau ist das Trinkwasser durch Unwetter verschmutzt.

Es war ein Juli der Wetter-Extreme, der 2012 über Österreich regelrecht hereingebrochen ist. Temperaturrekorde purzelten, die Quecksilbersäulen kletterten auf über 38 Grad. Das Land wurde zuerst aufgeheizt, um anschließend von Unwettern abgekühlt zu werden. Gewitterstürme, Blitzschläge, Murenabgänge und Überflutungen brachten in der Folge zahlreiche Opfer. Die traurige Zwischenbilanz: Vier Tote und dutzende Verletzte.

Auch am Montagabend sorgten Unwetter - diesmal in Kärnten - für einen Großeinsatz der Feuerwehren. Die Einsatzkräfte waren mit zahlreichen Überflutungen und einem Brand konfrontiert. Betroffen waren laut Polizei vor allem die Gebiete Bad Kleinkirchheim (Bezirk Spittal), Ossiacher See (Bezirke Villach-Land und Feldkirchen), Feldkirchen sowie Villach und Klagenfurt.

Spittal/Drau: Trinkwasser abkochen

Durch die Unwetter ist auch die Trinkwasserversorgung der Kärntner Bezirksstadt Spittal an der Drau in Mitleidenschaft gezogen worden. Wie die Stadtverwaltung in einer Aussendung mitteilte, gab es im Quellgebiet Einspülungen in das Versorgungssystem. Das Wasser war dadurch leicht getrübt. Die Betroffenen Hochbehälter wurden vom Netz genommen, ein Tiefbrunnen aktiviert. Die Anlagen müssen nun gereinigt und durchgespült werden.

Den Bürgern wurde zunächst empfohlen, das Trinkwasser mindestens drei Minuten abzukochen. "Gravierende gesundheitliche Auswirkungen" seien laut Aussendung noch nicht feststellbar. Es handle sich lediglich um eine Vorsichtsmaßnahme.

Hitze und Niederschläge

Wie "verrückt" das Wetter im Juli gespielt hat, verdeutlicht auch die Tatsache, dass just an jenem Tag, an dem in Bad Deutsch-Altenburg (NÖ) mit 38,3 Grad die höchste Temperatur gemessen wurde, mehr als 22.000 Blitze registriert worden sind. Besonders schlimm erwischte es die Obersteiermark, wo Niederschläge in den Bezirken Liezen, Murtal und Murau zahlreiche Überflutungen und Vermurungen nach sich zogen und nicht nur enorme Schäden anrichteten, sondern auch zahlreiche Verletzte forderten.

"Im Süden und Osten Österreichs hat es flächendeckend zwei bis drei Mal so viel geregnet wie im langjährigen Mittel. Die rund 200 Millimeter Regen in Eisenstadt kommen statistisch gesehen nur einmal in 100 Jahren vor", berichtete der Klimatologe Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Wien. Auffallend waren auch die vielen Gewitter. In Deutschlandsberg (Steiermark) etwa hat es am 11. Juli in nur zwei Stunden 68 Millimeter geregnet, was der Hälfte der normalen Monatsmenge entspricht. Am Präbichl (Steiermark) summierte sich innerhalb des Monats eine Niederschlagsmenge von 461 Millimetern. "Solch hohe Werte sind für den Juli auch in dieser exponierten Lage außergewöhnlich", so Orlik.

Hitze bringt Gewitter

Bis zu 15 Prozent mehr Sonnenschein gab es im Süden und Südosten Österreichs, also ausgerechnet in jenen Regionen, wo es am meisten geregnet hat. Die Erklärung: Sonneneinstrahlung unterstützt die Bildung von Gewittern, da sie die Luft über dem Boden erwärmt und zum Aufsteigen zwingt, wodurch Wolken und in weiterer Folge Gewitter entstehen können.

Doch es war nicht nur heiß und gewittrig im Juli 2012. Ein Kaltlufteinbruch in der zweiten Monatshälfte sorgte vielerorts für ordentliche Abkühlung. In der Wiener Innenstadt, dem statistisch gesehen heißesten Ort des Landes, fiel die Temperatur am 22. Juli auf 13,6 Grad. In Obergurgl (T) auf rund 1.900 Meter Seehöhe fiel das Quecksilber sogar unter Null (minus 0,4).

Der Aufwand für die Helfer war im vergangenen Monat jedenfalls enorm: Zehntausende Feuerwehrleute standen oft tagelang im Einsatz, um Keller auszupumpen, von Bäumen und Muren blockierte Straßen freizulegen und umgeknickte Strommasten wieder aufzustellen. Abseits von menschlichem Leid waren Schäden in Millionenhöhe zu beklagen. Bei der Generali rechnet man bis Sommerende mit Schadensmeldungen in der Höhe von 60 Millionen Euro.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wien

Unwetter: St. Lorenzen wird „murensicher“

In dem von einem Murenabgang verwüsteten Ort werden zehn Millionen Euro in neue Hochwasserschutzwerke investiert. Alle Bewohner können in ihre Häuser zurückkehren.
Das Bundesheer ist derzeit mit 330 Mann in St. Lorenzen im Einsatz
Österreich

St. Lorenzen: Aufräumarbeiten gehen gut voran

Die Lage hat sich entspannt. Ende der Woche soll feststehen, wann die Bewohner in ihre Häuser zurück dürfen. Es soll auch ein neues Projekt zur Wildbachverbauung vorgestellt werden.
Im Göriachtal erfasste die Mure mehrere Autos.
Österreich

Göriachtal: 50 Personen vor Muren gerettet

Vier bis zu sechs Meter hohe Muren sind im Salzburger Göriachtal abgegangen. Ein Auto wird mitgerissen. Das Entsetzen der Bewohner ist groß.
Die B 95 wurde an zehn Stellen vermurt.
Österreich

Unwetter: Murenabgänge und übeflutete Keller

In der Steiermark, in Tirol und in Bayern rückten die Einsatzkräfte in der Nacht auf Freitag zu zahlreichen Einsätzen aus.
Wien

Landwirte klagen: Unwetterschäden von 120 Mio. Euro

Mehr als 300.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche bisher von Wetterextremen betroffen. Das entspricht einem Viertel der gesamten Ackerfläche Österreichs.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.