Mit neuem Olympischen Rekord gewann der Jamaikaner Usain Bolt wie 2008 die Goldmedaille. Weltmeister Yohan Blake blieb nur Platz zwei. "Ich wusste, was ich kann", meinte Bolt.
Die Stunde der Wahrheit dauerte 9,63 Sekunden. Leichtathletik-Superstar Usain Bolt belehrte eindrucksvoll alle Zweifler, er wiederholte am Sonntag in London seinen Olympia-Sieg von 2008 in Peking über 100 m. In olympischer Rekordzeit blieb der 25-jährige Jamaikaner nur fünf hundertstel Sekunden über seinem Weltrekord von der WM 2009 in Berlin. Zwei Millionen Stadion-Tickets hätte der Veranstalter für den Showdown verkaufen können, jedes einzelne wäre für die Darbietung der Extraklasse weit mehr als das Eintrittsgeld wert gewesen.
Mit ausgebreiteten Armen ließ sich Bolt von 80.000 Zuschauern umjubeln, fiel auf die Knie, küsste die Bahn, auch ein Purzelbaum folgte auf der Ehrenrunde. Zweiter des hochklassigen Endlaufes wurde Landsmann und Weltmeister Yohan Blake in 9,75, Dritter der US-Amerikaner Justin Gatlin in 9,79. Beide hatten bei 1,5 m/s Rückenwind persönliche Bestzeiten aufgestellt.
Bolt hat "eine Menge gelernt"
"Ich habe eine Menge aus den Trials gelernt, ich musste mich einfach konzentrieren, ich wusste, was ich kann. Ich bin sehr zufrieden. Wenn es auf den Moment ankommt, dann kann ich das leisten, was ich leisten muss", betonte Bolt. "Ich hatte große Hoffnungen, ich wollte gewinnen, aber ich danke Gott für die Silbermedaille", meinte der zweitplatzierte Blake.
Jamaika feiert am 6. August den 50. Unabhängigkeitstag, Bolt feierte bereits am 5. August seine Wiederauferstehung. Der 25-Jährige ist nach dem US-Amerikaner Carl Lewis 1984 und 1988 erst der zweite Athlet der Sommerspiel-Geschichte, der einen Olympiasieg über 100 m wiederholt hat. Archie Hahn (USA) gewann 1904 und 1906, allerdings werden die Zwischenspiele 1906 offiziell nicht anerkannt.
Der kleine Stolperer von Bolt nach dem Start des London-Vorlaufes hatte Erinnerungen aufkommen lassen. Vor einem Jahr bei der WM in Daegu hatte er der Menge im Stadion einen kollektiven Schock versetzt, als er nach einem Fehlstart im Finale disqualifiziert worden war. Landsmann Blake nützte die Gunst der Stunde und holte Gold. Spätestens seit er heuer Bolt in der nationalen Olympia-Ausscheidung besiegt hatte, rochen viele eine mögliche Sensation auch bei den Sommerspielen.
Doch Bolt beschwichtigte. "Leute, ich sage euch. Es geht doch nur um die große Meisterschaft, es geht nicht um die Trials." Und Bolt machte es am Sonntagabend besser als in Südkorea, besser als in Kingston. Viel besser.
Ein lockeres Halbfinale
Der dreifache Olympiasieger von Peking 2008 und dreifache Weltmeister von Berlin 2009 präsentierte sich schon vor dem Halbfinale bestens gelaunt, wärmte mit Blake auf, die beiden plauderten und lachten. Nach eher vorsichtigem Start, um einen Fehlstart wie bei der WM 2011 zu vermeiden, drehte Bolt auf dem zweiten Drittel der Strecke derartig auf, dass er ab 75 Metern wieder mehrere Gänge zurückschalten konnte. Seine Zeit von 9,87 Sekunden reichte natürlich locker zum Einzug ins Finale. Dort zeigte der 25-Jährige dann sein wahres Können und beeindruckte die Konkurrenz.
(APA/Red.)