Jeder vierte Kreditnehmer ist in Franken verschuldet

Jeder vierte Kreditnehmer Franken
Jeder vierte Kreditnehmer Franken(c) EPA (Martin Ruetschi)
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Österreichische Privatpersonen sitzen noch auf Franken-Krediten in Höhe von 34 Mrd. Euro. Viele Banken locken mit Umstiegsangeboten. Alle Institute betonen jedoch, dass jeder Einzelfall gesondert zu bewerten sei.

Wien/B.l. Jeder vierte Privatkredit in Österreich ist ein Franken-Kredit, das Volumen beläuft sich laut Erste Bank auf 34 Mrd. Euro. Bei vielen Kreditnehmern hat sich in den vergangenen Jahren die Schuld erhöht (weil der Franken seit vier Jahren um 34 Prozent gestiegen ist), während das für die Rückzahlung des endfälligen Kredits vorgesehene Vermögen (der Tilgungsträger) geschrumpft ist.

Wenn sich die Eurokrise weiter zuspitzt, könnte das Kreditnehmern wie Banken schwer zu schaffen machen. Die Banken locken daher oft mit Angeboten zur Umwandlung. Die Erste Bank bietet ihren Kunden einen zehnjährigen fixen Zinssatz von 2,9 Prozent pro Jahr, wenn sie ihren Franken-Kredit auf Euro umstellen. Die Kreditumstellung ist kostenlos. Die Bank Austria hat ein ähnliches Angebot (sie bietet 2,875 Prozent fix pro Jahr für zehn Jahre und 2,5 Prozent für fünf Jahre). Auch die Bawag verzichtet auf Umstellungsgebühren und bietet eine kostenlose Kurssicherung bis zum nächstmöglichen Termin für eine Umstellung. Bei der Raiffeisenbank NÖ-Wien heißt es, man lege bei Bedarf individuelle Angebote.

Alle Banken betonen, dass es von der individuellen Situation des Kunden (finanzielle Lage, Restlaufzeit, Kredithöhe) abhängt, ob sich eine Umwandlung auszahlt. Infrage kämen auch die Umstellung auf einen Abstattungskredit (dann werden die Schulden laufend und nicht am Laufzeitende getilgt), ein Austausch des Tilgungsträgers oder Sondertilgungen.

Denn eines steht fest: Wer seinen Kredit auf Euro umstellt, realisiert seine bisher angehäuften Währungsverluste endgültig. Dafür braucht er sich nicht mehr davor zu fürchten, dass der Franken noch weiter aufwerten könnte.

Schweizer schwächen Franken

Die Schweizer Notenbank hat zwar im September des Vorjahres angekündigt, den Euro (notfalls durch Stützungskäufe) nicht mehr unter die Grenze von 1,20 Franken fallen zu lassen und das bisher durchgehalten. Experten warnen jedoch: Wenn sich die Eurokrise zuspitzt und ein Run auf den Franken einsetzt, sei es nicht sicher, dass die Notenbank den Euro-Mindestkurs verteidigen kann.

Bei der Erste Bank ist jeder siebente Kunde auf einen Eurokredit umgestiegen, wie das Institut am Freitag bekannt gab. Ein Viertel der Erste-Bank-Kunden hat entweder in Euro konvertiert oder den Tilgungsträger umgestellt.

In Summe saßen die Österreicher Ende des ersten Quartals auf 36,7 Mrd. Euro an Kreditverpflichtungen in fremder Währung, der Großteil davon in Franken. Gegenüber Herbst 2008, als die Finanzkrise einen Höhepunkt erreicht hatte und die Neuvergabe von Fremdwährungskrediten eingeschränkt wurde, bedeutet das einen Rückgang von 22,5 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2012)

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