Franken-Kredite: Auf die Bank hören?

FrankenKredite Bank hoeren
FrankenKredite Bank hoeren(c) Erwin Wodicka (Erwin Wodicka)
  • Drucken

Die Franken-Kreditnehmer bekommen immer attraktivere Angebote, um von der Franken- in die Euro-Finanzierung zu wechseln. Die Banken sind da nicht uneigennützig.

Wien/Ker. Die Erste Bank hat Franken-Kreditnehmern kürzlich ein interessantes Angebot vorgelegt: Wenn sie vom Franken in den Euro wechseln und vom endfälligen zu einem tilgenden Kredit, dann garantiert die Erste Bank einen fixen Zinssatz von 2,9 Prozent, mit einer Laufzeit von zehn Jahren.

Ist das lukrativ? Für eine langfristige Finanzierung in Euro gibt es derzeit kaum bessere Zinssätze für private Kunden. Der sogenannte Euro-Zinsswap (zehn Jahre) steht bei knapp 1,9 Prozent. Er gibt an, welchen fixen Zinssatz europäische Banken untereinander für Gelder mit einer Laufzeit von zehn Jahren vereinbaren. Das heißt, die Erste Bank verlangt derzeit einen Aufschlag von einem Prozentpunkt. Andererseits: Die Kreditnehmer zahlen im Franken derzeit nur einen Zinssatz von ein bis 1,5 Prozent (inklusive Aufschlag). Die Zinsbelastung bei der Euro-Finanzierung wäre zunächst höher.

„Die heimischen Banken sind bei solchen Angeboten keinesfalls uneigennützig“, warnt Finanzberater Peter Wageneder von AAA Private Investments. Sie profitieren, wenn sie weniger Finanzierungen im Schweizer Franken „offen“ haben. Bei einem starken Franken müssen die Banken für ihre Franken-Darlehen mehr Eigenkapital hinterlegen. Egal, ob der Kreditnehmer gleichzeitig neue Sicherheiten aufbringt.Das schmeckt den Kreditinstituten gar nicht. Die Franken-Kreditnehmer stehen somit vor einer schwierigen Entscheidung. Die Verwerfungen auf den Finanzmärkten in den vergangenen Jahren haben verdeutlicht, dass zwei konträre Szenarien eintreten könnten:

•Wechseln die Kreditnehmer jetzt in ein Euro-Darlehen, dann realisieren sie die Kursverluste aus den vergangenen Jahren. Was hieße das in der Praxis? Ein Kunde, der ein Darlehen im Franken Anfang 2000 zum Gegenwert von 100.000 Euro aufgenommen hat, steht heute mit einer Kreditschuld von über 130.000 Euro da. Somit müsste er deutlich mehr Schulden abbauen. „Der Kunde muss sich bewusst machen: Wechselt er in den Euro, zahlt er höhere Zinsen. Man muss sich individuell ausrechnen, ob man sich diese enorme Mehrbelastung sparen und sich stattdessen gegen das Kurs- und Zinsrisiko mit Optionen absichern sollte“, sagt Wageneder.

Klar ist auch: Sobald der Kunde in den Euro wechselt, profitiert er in Zukunft nicht mehr, wenn sich der Währungskurs günstig entwickelt. Etwa, wenn der Euro (oder eine Nachfolgewährung) von 1,2 auf 1,5 Franken anstiege. Die Kreditschuld läge dann nicht mehr bei über 130.000 Euro, sondern bei 106.000 Euro. Der Währungsverlust wäre deutlich geringer. Aber der Kreditnehmer, der zuvor in den Euro gewechselt ist, hat von dieser Besserung nichts mehr.
•Im Gegenzug hat er kein Währungsrisiko mehr zu tragen, wenn es mit dem Euro bergab gehen sollte. Derzeit will die Schweizer Nationalbank (SNB) einen Mindestkurs von 1,2 Franken je Euro garantieren, also den Euro stützen. Das könnte teuer werden für die SNB, da der Eurozone womöglich ein heißer Herbst bevorsteht.

Neuerliche Erschütterungen auf den Finanzmärkten könnten auch die SNB zum Einlenken bringen, sagen immer mehr Experten hinter vorgehaltener Hand. Stürzt der Euro dann längerfristig auf einen Franken ab, würde die (Buch-)Kreditschuld nicht mehr 130.000 Euro ausmachen, sondern 160.000 Euro. Schlaflose Nächte für die Kreditnehmer wären dann fast schon garantiert.

Zinsvorteil schrumpft

(c) Die Presse / HR

Für die Franken-Kreditnehmer gab es in den vergangenen drei Jahren aber nicht nur negative Nachrichten. Positiv war, dass sie seit 2000 deutlich weniger an Zinsen berappen mussten. Und zwar um 17.000 Euro bei einem 100.000-Euro-Darlehen. Dieser Zinsvorteil ist aber geschrumpft. Im (theoretischen) Vergleich zu einem variablen, endfälligen Euro-Kredit erspart man sich im Franken monatlich derzeit nicht einmal 25 Euro.

Was Sie beachten sollten bei... Franken-Krediten

Tipp 1

Absturzgefahr. Ein 100.000-Euro-Kredit im Franken, der Anfang 2000 aufgenommen wurde, weist heute eine Kreditschuld von über 130.000 Euro auf. Sollte der Wert des Euro auf einen Franken abstürzen, macht die (Buch-)Schuld 160.000 Euro aus. Ein Schreckensszenario, aber auf den Finanzmärkten gibt es immer wieder Verwerfungen.

Tipp 2

Raus aus dem Franken? Die Erste Bank hat eine Alternative für jene, die vom Fremdwährungsrisiko und den ständigen Hiobsbotschaften genug haben: eine Euro-Finanzierung mit einem fixen Zinssatz von 2,9 Prozent für zehn Jahre. Für eine langfristige Euro-Finanzierung ein gutes Angebot, im Vergleich zu den Franken-Zinsen zunächst aber teuer.

Tipp 3

Zinsersparnis. Der Zinsvorteil des Schweizer Franken ist zumindest zum jetzigen Zeitpunkt bescheiden. Im Vergleich zu einem variablen, endfälligen Eurokredit würde die Zinsersparnis weniger als 25 Euro pro Monat ausmachen (bei einem Darlehen von 100.000 Euro). Das liegt daran, dass die Geldmarktzinsen im Euroraum derzeit niedrig sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Jeder vierte Kreditnehmer Franken
Geld & Finanzen

Jeder vierte Kreditnehmer ist in Franken verschuldet

Österreichische Privatpersonen sitzen noch auf Franken-Krediten in Höhe von 34 Mrd. Euro. Viele Banken locken mit Umstiegsangeboten. Alle Institute betonen jedoch, dass jeder Einzelfall gesondert zu bewerten sei.
soll Mindestkurs aufgeben
International

Ex-UBS-Chef: SNB soll Mindestkurs aufgeben

Die Schweiz übernehme die Risken des Euro, findet Ex-UBS-Chef Oswald Grübel. Im Sommer des Vorjahres war es beinahe zu einer Euro-Franken-Parität gekommen.
International

Angriff auf Franken: Nationalbank gerät ins Schwitzen

Internationale Hedgefonds starten eine weitere Attacke auf den Franken. Die Schweizer Nationalbank (SNB) in Zürich will die Franken-Grenze aber mit allen Mitteln verteidigen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.