Free-to-Play: Die dunkle Seite der Gratiskultur

FreetoPlay dunkle Seite Gratiskultur
FreetoPlay dunkle Seite Gratiskultur(c) Bioware
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Immer öfter geraten Free-to-Play-Angebote auf den Markt. Das Online-Rollenspiel "Star Wars: The Old Republic" schwenkt auch darauf um. Mit der Tiefe von Premium-Titeln können die Gratisspiele nicht mithalten.

Eigentlich musste das Entwicklerstudio Bioware eine herbe Niederlage eingestehen. Die Spielerzahlen seines Vorzeige-Onlinespiels „Star Wars: The Old Republic“ sinken, nicht einmal mehr eine Million Menschen wollen monatlich die Welt der Jedi-Ritter und Sith besuchen. Der Ausweg: Zusätzlich zum Monatsabo wird es eine kostenlose Option für Interessenten geben – und die Hoffnung für die Macher, dass über die Free-to-Play-Variante doch noch neue Kunden für die Bezahlversion angelockt werden können.

Electronic Arts, Biowares strategischer Vertriebspartner, weitet das Konzept nun aus. Die altehrwürdige Echtzeitstrategie-Reihe „Command & Conquer“ soll mit dem Titel „Generals 2“ wiederbelebt werden. Auch hier soll das gesamte Spiel kostenlos angeboten werden. Ob es auch eine Bezahlversion geben wird oder sich das Spiel nur durch Zusatzkäufe finanzieren soll, ist noch unbekannt.


Rettungsanker. „The Old Republic“ ist nicht das erste Online-Rollenspiel, das über eine Gratisversion die Notbremse zu ziehen versucht. Das ambitionierte Online-Actionspiel „All Points Bulletin“ versagte mit dem klassischen Bezahlmodell, das Entwicklerstudio dahinter musste zusperren. Ein Jahr später stand das Konzept unter dem Namen „APB: Reloaded“ wieder von den Toten auf, diesmal als Free-to-Play-Spiel. Es ist immer noch verfügbar, fristet aber ein Nischendasein.

Im Gegensatz zu „APB: Reloaded“ und „Star Wars: The Old Republic“ wurde „World of Tanks“ von Anfang an als Gratisspiel konzipiert. Tausende Spieler können gleichzeitig in diversen Panzern um den Sieg kämpfen. Am 23.Jänner 2011 erhielt das Spiel einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde. 91.311 Spieler befanden sich zur gleichen Zeit auf demselben Server. Der Rekord wurde im April diesen Jahres sogar noch mit mehr als 100.000 Teilnehmern übertroffen.


Extras kosten. Das Konzept aller Free-to-Play-Titel ist gleich. Das Basisspiel ist kostenlos, aber wer ein bestimmtes Stück einer Ausrüstung möchte oder schneller im Spiel voranschreiten will, muss zahlen. Ähnliches praktizieren viele Hersteller schon seit Längerem unter dem Stichwort „Downloadable Content“ (DLC). Das (oft teure) Spiel wird um bestimmte Elemente erweitert, oder man erhält etwa eine neue Rüstung für seinen Krieger oder ein spezielles Sturmgewehr für den Fronteinsatz. Andere Spiele, wie das hochgelobte „Mass Effect 3“, machen es subtiler. Spieler können sich neue Ausrüstungsgegenstände durch erfolgreich absolvierte Multiplayer-Missionen freischalten. Wer aber für ein paar Euro Punkte einkauft, kann sich die Gegenstände einfach so herunterladen.

Der Erfolg von Free-to-Play ist auch ein Effekt der durch „Geiz ist geil“ geprägten Generation. Nicht nur Spiele, auch legale Musikangebote werden kostenlos angeboten. Wäre das nicht der Fall, würden viele wohl auf eine der diversen Tauschbörsen ausweichen und sich ihre Inhalte eben dort kostenlos herunterladen.

Die Gefahr für die Spielebranche ist nur, dass mit den Gratistiteln auch mehr Durchschnittsware auf den Markt kommt. Keines der genannten Free-to-play-Spiele führt Kritiker-Hitparaden an. Für einen eher geringen erwartbaren Ertrag legen sich die Entwickler dann auch nicht so sehr ins Zeug. Mit der Tiefe von Premium-Titeln können die Gratisspiele nicht mithalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2012)

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