Verbesserte Impfung gegen HPV

Mohammad Tahir Waheed forscht an Impfungen gegen Gebärmutterhalskrebs. Der neue Impfstoff wäre günstig, hitzebeständig und gut in Entwicklungsländern einsetzbar.

Mohammad Tahir Waheed weiß, wie bösartig Krebs sein kann. Seine Mutter starb an Brustkrebs. Der pakistanische Forscher kam 2008 nach Wien, um an Krebs zu forschen. In seiner Dissertation (Boku, Department für Angewandte Pflanzenwissenschaften und Pflanzenbiotechnologie, Betreuer: Andreas Lössl) konzentrierte er sich auf Gebärmutterhalskrebs bzw. auf die Humanen Papillomaviren (HPV), die diesen Krebs auslösen. „Ich habe das Thema gewählt, da es bisher noch keinen leistbaren Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs gibt, der auch für Frauen in Entwicklungsländern verfügbar ist“, sagt Waheed. Die Infektionskrankheit betrifft Frauen auf der ganzen Welt, doch in einkommensschwachen Ländern erkranken mehr Frauen daran als in Industrieländern, sehr viele sterben daran. „Der bisherige Ansatz, der außerdem sehr teuer ist, nutzt zur Impfung gegen HP-Viren virusähnliche Partikel. In meiner Arbeit wurden Kapsomere getestet, eine günstigere Alternative. Außerdem haben sie eine hohe Temperaturstabilität, was wichtig ist, wenn man den Impfstoff an entlegene Orte transportieren will, wo die Kühlkette schwer aufrechtzuerhalten ist“, beschreibt Waheed.

Kapsomere sind kleine Einheiten der Hülle des Virus, an ihnen kann das Immunsystem andocken und Antikörper bilden. „Zur Expression der Kapsomer-Antigene habe ich Chloroplasten, also die grünen, Photosynthese betreibenden Bestandteile der Blätter, gewählt: Denn Chloroplasten können in unseren gentechnisch veränderten Pflanzen nicht mit den Pollen in die Umwelt verbreitet werden. Das ist wichtig für die Biosicherheit“, sagt Waheed. Als wichtigstes Ergebnis hebt er die Kombination des für den Impfstoff getesteten Kapsomer-Proteins mit einem Adjuvans hervor, welches die Immunantwort auf das Virus-Antigen noch verstärken soll. „Leider haben wir dann aber festgestellt, dass die Pflanzen, in denen wir die Kombination des Kapsomers mit dem Adjuvans hergestellt haben, deutlich langsamer wachsen.“

Daher entwickeln die Forscher das System weiter, um den vielversprechenden Impfstoff günstig zu produzieren. Waheed geht nun zurück in seine Heimat, als Assistenzprofessor in Islamabad an der Quaid-i-Azan-Universität. „Ich möchte zur Entwicklung von Pakistan beitragen und forsche hier weiter an Impfstoffen. Sowohl gegen Gebärmutterhalskrebs, als auch gegen Tuberkulose und Dengue-Fieber.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.08.2012)

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