Lance Armstrong verliert alle Tour-de-France-Titel

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Die US-Anti-Doping-Behörde erkennt Radikone Armstrong seine sieben Titel als Tour-de-France-Sieger ab und verhängt eine lebenslange Sperre.

Ex-Radprofi Lance Armstrong (40) verliert seine sieben Titel als Tour-de-France-Sieger. Dies teilte die US-Anti-Doping-Behörde USADA in der Nacht auf Freitag in Washington mit. Sie reagierte damit auf die Ankündigung des Ex-Radprofis, an dem gegen ihn angestrengten Dopingverfahren nicht teilnehmen zu wollen. Es war Ende Juni eingeleitet worden, nachdem mehrere Ex-Kollegen Armstrong schwer belastet hatten. Der Texaner bezeichnete das Vorgehen der US-Dopingbekämpfer als "abscheulich" und betonte, bei allen Dopingtests eine weiße Weste gehabt zu haben. Die USADA wirft Armstrong vor, jahrelang gedopt und mit illegalen Substanzen gehandelt zu haben.

USADA: "Ein trauriger Tag"

USADA-Chef Travis Tygart nannte die Entscheidung Armstrongs "herzzerreißend". "Es ist ein trauriger Tag für all jene unter uns, die den Sport und unsere Sporthelden lieben." Armstrong sei ein Beispiel dafür, wie eine "Kultur des Siegens um jeden Preis" sich gegen "fairen, sicheren und ehrlichen Wettbewerb" durchgesetzt habe. "Saubere Sportler" könnten aber in Zukunft auf faire Wettbewerbe ohne den Einsatz leistungssteigernder Substanzen hoffen, fügte der USADA-Chef hinzu. Eine USADA-Sprecherin bestätigte daraufhin, dass Armstrong alle Tour-Titel aberkannt werden und er lebenslang gesperrt werde.

Allerdings kann voraussichtlich nur der Radsport-Weltverband UCI über eine Aberkennung der Tour-Titel entscheiden.  Die Sperre hat hingegen nicht nur symbolischen Charakter, ist Armstrong doch nach dem Ende seiner Radkarriere immer noch im Wettkampfsport aktiv, und zwar als Triathlet. Erst im Juni gewann er den Halb-Ironman auf Hawaii.

Armstrong hatte in den vergangenen Monaten verzweifelt darum gekämpft, den Prozess vor der US-Anti-Doping-Behörde abzuwenden. Dafür gewann er auch die Unterstützung des Internationalen Radsportverbandes UCI, dessen Präsident Pat McQuaid den Dopingbekämpfern vorwarf, Armstrong "unbedingt rankriegen zu wollen". Allerdings scheiterte Armstrong vor Gericht mit zwei Versuchen, das USADA-Verfahren zu unterbinden, zuletzt am Montag. Am Donnerstagabend teilte er dann in einer auf seiner Internetseite mit, dass er seinen Widerstand gegen das Verfahren aufgebe. "Im Leben eines jeden Menschen kommt der Punkt, an dem man sagen muss: 'Genug ist genug'. Ich schlage ein neues Kapitel auf." Er wolle sich künftig verstärkt seiner Stiftung zum Kampf gegen Krebs widmen, sagte Armstrong, der seine größten Erfolge nach einer überstandenen Krebserkrankung feierte.

Armstrong: "Verfahren einseitig und unfair"

Er würde sich dem Verfahren der Anti-Doping-Behörde stellen, wenn es gerecht wäre, betonte Armstrong in seiner Erklärung. "Aber ich weigere mich, an einem Verfahren teilzunehmen, das so einseitig und unfair ist." Es gebe nämlich "keinerlei physische Beweise" für die Dopingvorwürfe. "Die einzigen physischen Beweise sind die Hunderten Kontrollen, die ich mit Bravour bestanden habe. Ich stand rund um die Uhr und rund um die Welt zur Verfügung. Bei Wettkämpfen, außerhalb von Wettkämpfen. Mit Blut und Urin. Wofür immer man mich ersuchte, stellte ich zur Verfügung. Worin ist der Sinn des Testens, wenn die USADA sich in letzter Konsequenz nicht daran hält?"

Im Bewusstsein der ihn erwartenden Strafe unterstrich Armstrong, dass die USADA ihm seine sieben Tour-de-France-Titel nicht wegnehmen könne. "Ich weiß, wer diese sieben Tour-Titel gewonnen hat, meine Teamkollegen wissen es, und alle, gegen die ich angetreten bin, wissen es." Die Tour sei "der härteste Bewerb der Welt, den nur der stärkste Mann gewinnt. Niemand kann das jemals ändern. Schon gar nicht (USADA-Chef) Travis Tygart."

Armstrongs größte Erfolge

WM: Gold Straßen-WM 1993 Oslo Olympia: Bronze Einzelzeitfahren 2000 Sydney Tour de France: Siebenfacher Rekord-Sieger (1999-2005), Dritter 2009 (nach Comeback), Gesamt-23. 2010; 22 Etappensiege, 82 Tage im Gelben Trikot Weitere Rennsiege: Tour de Suisse 2001, Dauphine Libere 2002 und 2003, Weltcup San Sebastian 1995, Fleche Wallonne 1996

(APA/Reuters/AFP)

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