Ein türkisches Geldinstitut will eine schariakonforme Bank eröffnen. Zweifel werden laut, ob es in Deutschland dafür einen entsprechenden Markt gibt.
Das türkische Geldinstitut Kuveyt Türk bereitet den Antrag auf Zulassung eines schariakonformen Geldhauses bei der deutschen Finanzaufsicht BaFin vor, berichtet "Financial Times Deutschland" (FTD). Noch im Oktober soll der Antrag eingereicht werden. Der Sitz der Bank soll in Frankfurt sein, erste Filialen dürften in deutschen Städten mit vielen muslimischen Einwohnern eröffnen.
Kuveyt Türk ist in Deutschland bislang nur mit einer kleinen Filiale in Mannheim vertreten. Dort werden aber nur Gelder eingesammelt und an die Istanbuler Zentrale transferiert. Bankgeschäfte im eigentlichen Sinn dürfen nicht betrieben werden, da eine entsprechende BaFin-Lizenz fehlt.
Noch sind Probleme auszuräumen
Offenbar ist aber die Finanzaufsicht am Entstehen einer Islambank interessiert. Dem Zeitungsbericht zufolge wurde erst im Mai, zum wiederholten Mal, eine große Konferenz zum Thema islamische Finanzdienstleistungen abgehalten. Schwierigkeiten könnten es laut FTD bei der Einlagensicherung geben. Das Problem: Nach islamischem Recht darf es keinen risikofreien Profit geben - also auch keinen Schutz, der die Sparer absichert. In Großbritannien, wo die bekannteste islamische Bank Europas bereits 2004 ihre Pforten eröffnete, verzichten daher Kunden freiwillig auf den Schutz. In Deutschland scheint das aber unwahrscheinlich.
Zweifel gibt es laut Bericht auch daran, ob es in Deutschland überhaupt einen entsprechenden Markt gibt. Es gebe unter muslimischen Kunden dafür "praktisch keine Nachfrage", heißt es demnach etwa bei der Deutschen Bank.
Scharia-konforme Bankgeschäfte
Das islamische Recht, die Scharia, verbietet Zinsgeschäfte. "Riba", das Zinsverbot, beruht auf dem moralischen Prinzip, sich nicht an jenen zu bereichern, die gezwungen sind, sich Geld auszuleihen. Investitionen in Geschäfte mit Alkohol, Prostitution und Pornografie sind ebenso verboten wie Sparbücher, Spekulationen und Kreditgeschäfte. Die Anlage in Aktien und Fonds ist beliebt - der Koran erlaubt alle Erträge, die auf Handel oder Investition in ein bestimmtes Produkt basieren.
Kritik an Islamic Banking
Die islamischen Banker beweisen einige Raffinesse, wenn es darum geht Beschränkungen, die ihnen die Scharia, auferlegt zu umgehen. Das hat Islamic Banking auch Kritik eingebracht. Rechtskniffe stehen an der Tagesordnung, um das Zinsverbot zu umgehen. "Tawaruk" heißt die Zauberformel, die aus einem zinspflichtigen Darlehen ein religiös einwandfreies Darlehen macht.
Ein Beispiel: Ein Autokauf auf Abzahlung ist z.B. wegen der Zinszahlungen verboten. Folglich bietet die Bank einen Scharia-konformen "Ijara", einen Leasingvertrag, an. Statt den Kredit zu verzinsen, hebt die Bank eine Gebühr ein, deren Höhe sich nach dem internationalen Referenz-Zinssatz Libor richtet.
(phu)