Betreuungsverhältnis. In einzelnen Studienrichtungen brauchte es mehr als doppelt so viele Studienplätze.
Wien/Thea/Beba. Dass die österreichischen Unis in einzelnen Studienrichtungen von international üblichen Betreuungsverhältnissen meilenweit entfernt sind, ist bekannt. Nun liegen erstmals konkrete Zahlen vor. In der ersten Fächergruppe, den Buchwissenschaften (siehe Artikel oben), fehlen 37.000Studienplätze, in der Gruppe zwei rund 20.000. Das zeigen die Kapazitätsberechnungen der Arbeitsgruppe von Ministerium und Unis im Schlussbericht zur Studienplatzfinanzierung.
Um in den betreffenden Studienrichtungen internationale Betreuungsstandards zu erreichen, müssten mehr als doppelt so viele Studienplätze geschaffen werden, als derzeit vorhanden sind. Das heißt: Die Zahl der Lehrenden und die Infrastruktur müssten dementsprechend ausgebaut werden.
Besonders drastisch ist die Situation bei den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, der Politikwissenschaft und der Soziologie – hier fehlen nach den Berechnungen, die auf Basis der prüfungsaktiven Studierenden im Studienjahr 2009/10 durchgeführt wurden, besonders viele Studienplätze. Ungenützte Plätze gibt es in dieser Fächergruppe dagegen im Bereich Religion, Geschichte, Archäologie und Philosophie. Ähnlich ist die Situation in der Fächergruppe zwei: Auch hier konzentriert sich der Großteil der prüfungsaktiven Studenten auf wenige Fächer. Darunter fallen Erziehungswissenschaften, Fremdsprachen und Architektur. Ungenützte Plätze gibt es in dieser Gruppe etwa im Fach Mathematik.
Gegenrechnung nicht möglich
In der Fächergruppe drei ist die Situation je nach Fach unterschiedlich: In der Biologie und in der Pharmazie müsste ausgebaut werden, ausreichend Plätze gibt es hingegen in der Chemie, den Geowissenschaften und in der Physik. In keiner der Fächergruppen können Unterkapazitäten übrigens gegen Überkapazitäten aufgerechnet werden – sie betreffen sehr unterschiedliche Studienrichtungen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2012)