Uni-Zugang: Einigung auf Beschränkung steht bevor

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Minister Töchterle will ab 2013 einen Testlauf der Studienplatzfinanzierung in Massenfächern – inklusive einer Platzbeschränkung. Eine Lösung binnen drei Wochen sei „nicht unrealistisch“.

Das befürchtete Chaos rund um die Uni-Anmeldung ist letztlich doch ausgeblieben: Von langen Schlangen war am Mittwochnachmittag – dem letzten möglichen Tag für die Inskription an den heimischen Unis – jedenfalls an der Uni Wien nichts zu sehen. Gut gefüllt war lediglich das Auditorium Maximum, wo Studienanfänger darauf warteten, zur Anmeldung aufgerufen zu werden. Auch Befürchtungen, viele könnten die neue, verkürzte Frist verpassen, werden sich wohl nicht bewahrheiten. An der größten Uni des Landes geht man davon aus, dass dieses Jahr ähnliche Zahlen erreicht werden wie im Vorjahr.

An manch anderer Uni dürfte der Studentenansturm in letzter Minute tatsächlich noch eingesetzt haben. Anders ist es nicht zu erklären, dass auch das Sorgenkind, die Technische Universität (TU) Wien, gestern, Mittwoch, Entwarnung gegeben hat: Man werde die Vorjahreszahlen erreichen – spätestens dann, wenn jene Studierenden inskribiert haben, die die eingeräumte Nachmeldefrist nutzen. Auch die anderen Unis zeigen sich großteils zuversichtlich. Die WU Wien sowie die Unis Linz, Graz, Klagenfurt und die Montan-Uni Leoben erwarten sogar, dass die Anfängerzahlen im Vergleich zum Vorjahr steigen (siehe Factbox).

Neue Finanzierung wird erprobt

In den sogenannten Massenfächern könnte es zugleich der letzte Herbst sein, in dem die Studienanfänger unbeschränkt inskribieren können. Denn in „einigen der stark nachgefragten Fächer“ soll ab 2013 der Testlauf für die Studienplatzfinanzierung starten – und zwar inklusive Platzbeschränkungen. „Wir sind in der Endphase der Verhandlungen mit SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl“, sagte Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) bei einem Hintergrundgespräch.

In den kommenden drei Wochen will man die Grundprinzipien der neuen Pro-Kopf-Finanzierung – ein erster Schritt in Richtung Zugangsbeschränkung – festlegen. Denn die Zeit drängt: Anfang Oktober gehen die Budgetverhandlungen zwischen Unis und Ministerium für die Jahre 2013 bis 2015 in die heiße Phase. Spätestens dann müssen die Voraussetzungen für die Unis feststehen.

Dass sich eine Einigung bis zu diesem Zeitpunkt tatsächlich ausgeht, ist also wahrscheinlich – oder, wie Töchterle formuliert, „nicht unrealistisch“. „Wir haben uns ziemlich weit angenähert“, sagte der Minister. Tatsächlich waren die Chancen für das Projekt, das Töchterle seit Amtsantritt betreibt, nie so gut wie jetzt: Die Front der SPÖ gegen Zugangsbeschränkungen bröckelt – jedenfalls, was die Massenfächer betrifft. Die Bedingung für etwaige Schranken ist für Töchterles SPÖ-Konterpart Kuntzl, dass es in den betreffenden Fächern nicht weniger Plätze für Studienanfänger gibt als bisher – eine Prämisse, mit der auch der Minister leben kann. „Wir haben unsere Konzessionen gemacht“, betonte er. Beispiele für jene Fächer, die im Zuge des Testlaufs beschränkt werden könnten, wollte er mit Hinweis auf die laufenden Verhandlungen nicht nennen. Allseits bekannt ist aber, dass speziell in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften die Studierendenzahlen die Kapazitäten der Unis bei Weitem übersteigen.

Warum Beschränkungen für eine Umsetzung der Studienplatzfinanzierung nötig sind? Das Modell – das an den Fachhochschulen umgesetzt ist – sieht vor, dass die Unis pro Studienplatz eine fixe Summe erhalten. Dass das Budget mit Anstieg der Studentenzahl unlimitiert nach oben hin wächst, ist aber unrealistisch. Laut einem Modell, das die Unis mit dem Ministerium ausgearbeitet haben („Die Presse“ berichtete), soll sich die Finanzierung pro Student im Vollausbau jährlich zwischen 6300 Euro (in Fächern wie Jus, Wirtschafts- oder Geisteswissenschaften) und 29.500 Euro (Veterinärmedizin) bewegen. In zehn Jahren soll der Vollausbau erreicht sein.

Uni-Gebühr: Voves macht Druck

Auch beim Thema Studiengebühren könnte Bewegung in die Diskussion kommen: Im „Kurier“ ruft der steirische Landeschef Franz Voves (SPÖ) seine Parteikollegen auf, rasch eine Arbeitsgruppe zu bilden: Es brauche Vorschläge für sozial gestaffelte Studienbeiträge sowie ein gerechtes Stipendiensystem. Er stellt sich mit dieser Forderung hinter die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ): Sie will die Partei im Herbst von einem Ja zu Gebühren überzeugen.

Auf einen Blick

Die Zahl der Studienanfänger dürfte allen Befürchtungen zum Trotz insgesamt nicht sinken. Davon gehen die Unis nach dem Ende der Inskriptionsfrist aus. Die Anmeldezahlen schwanken stark. An der TU Wien gab es mit Stand von Dienstagmittag 3006 Anmel-dungen, das sind rund 70 Prozent des Vorjahres. An der Uni Wienhaben sich bis Freitag rund 11.500 Personen angemeldet, 2011 waren es 12.300. Diese Marke werde man noch erreichen. An der Uni Graz rechnet man sogar mit einem Anstieg. Mittags waren bereits mehr als 4100 Anfänger inskribiert, im vergangenen Jahr waren es 4300. An der Uni Salzburg sind rund 1083 Anmeldungen registriert, das entspricht 60 Prozent des Vorjahres. Weitere 500 Fixstarter werden einen Platz in Studienrichtungen mit Aufnahmeverfahren erhalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2012)

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