Am Mittwoch endet, statt wie bisher Ende Oktober, an den österreichischen Uns die Inskriptionsfrist. Die Anmeldezahlen sind zum Teil noch niedrig. Was sich im neuen Studienjahr tut.
Wien/Beba/Thea. Wer noch für ein Studium an einer österreichischen Uni inskribieren will, muss schnell sein. Denn die Frist endet in diesem Jahr – erstmals – schon am 5. September statt wie bisher Ende Oktober. An mehreren Universitäten liegen die Anmeldezahlen auch zwei Tage vor Schluss teilweise weit hinter jenen aus dem Vorjahr. Besonders drastisch ist die Situation an der Technischen Universität (TU) Wien: Dort haben sich bis Montag nur knapp 2500 Studienanfänger angemeldet, das ist weniger als die Hälfte der Vorjahresinskriptionen (5700). Ähnlich an der Uni Linz: Auch dort liegt die Zahl der angemeldeten Anfänger mit 1300 noch deutlich unter der Hälfte des Vorjahres (2900).
1 Wird es heuer also weniger Studierende geben?
Sollten es tatsächlich weniger Studienanfänger werden, sei das, so Rektorenchef Heinrich Schmidinger, nicht dramatisch: „Da wir in einigen Bereichen zu viele Studierende haben, würde uns das nicht schmerzen.“ Sowohl die Universitäten als auch das Ministerium erwarten aber, dass die Zahl der Studenten etwa auf demselben Niveau bleibt wie in den Vorjahren. Auch die Wiener TU rechnet mit einem Run in den letzten Tagen – immerhin haben sich dort 4800 potenzielle Anfänger online vorangemeldet.
2 Wie sieht es an den übrigen Universitäten aus?
Der Stand der Neuinskriptionen ist je nach Uni sehr unterschiedlich. Während an der Uni für Bodenkultur und der Uni Salzburg die Zahlen teils noch deutlich unter jenen des Vorjahres liegen, sind Uni Wien und Wirtschaftsuniversität (WU) schon recht nahe am Stand der vergangenen Jahre: An der größten Uni des Landes haben sich bis Freitag 11.500 Personen eingeschrieben, im Vorjahr waren es 12.300 – pro Tag werden derzeit mehrere hundert Anfänger zugelassen. Auch an der WU zeichnet sich kein Rückgang der Studierendenzahlen ab, man liegt bei rund 3000 Anmeldungen (Vorjahr: 3300). Uni und TU Graz rechnen ebenfalls mit einer ähnlichen Zahl wie bisher.
3 Wer nicht bis morgen inskribiert, hat keine Chance mehr?
Doch. Zwar schließen die Unis und das Wissenschaftsministerium eine Fristverlängerung aus, es gibt aber Kulanzregelungen: Wer einen guten Grund für seine verspätete Anmeldung hat – etwa Krankheit, Auslandsaufenthalt, Zivil- oder Präsenzdienst –, kann noch bis Ende November inskribieren. Mehrere Unis haben angekündigt, diese Ausnahmen locker zu interpretieren. Die TU Wien will die Gründe nur stichprobenartig prüfen.
4 Was erwartet die Studierenden an den Universitäten?
Im Großen und Ganzen wird die Situation ähnlich (schlecht) sein wie bisher: Überlaufene Fächer wie etwa die Wirtschaftswissenschaften werden auch in diesem Jahr keine besseren Bedingungen bieten können. Gerade in diesem Punkt zeichnet sich aber etwas Bewegung ab: Wie berichtet, bröckelt die Blockadehaltung der SPÖ in puncto Zugangsbeschränkungen.
5 Was wird sich politisch im kommenden Studienjahr tun?
Dieses Studienjahr könnte – jedenfalls auch in sogenannten Massenfächern – das letzte ohne Beschränkungen sein. Laut Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) wäre eine Einigung sogar noch vor der nächsten Nationalratswahl vorstellbar – vorausgesetzt, die Anzahl der Studienplätze sinkt nicht. Denn: Eine Kapazitätsplanung sei auch im Hinblick auf die Studienplatzfinanzierung notwendig.
6 Wie soll diese neue Uni-Finanzierung aussehen?
Grob gesagt sollen die Unis über drei Säulen finanziert werden: Forschung, Infrastruktur und Lehre. Laut einem Konzept von Wissenschaftsministerium und Unis („Die Presse“ berichtete) würden Hochschulen je nach Fach für einen Studienplatz unterschiedlich viel Geld bekommen – angefangen bei 6300 Euro pro Jahr für Studien wie Jus oder Wirtschaft bis zu 29.500 Euro für Veterinärmedizin. Realistisch ist ein Vollausbau aber erst in zehn Jahren, Zusatzkosten würden bei 1,2 Milliarden Euro jährlich liegen.
7 Wie sieht es in puncto Studiengebühren aus?
Auch hier rumort es in der SPÖ. Salzburgs Landeschefin Gabi Burgstaller will die Partei im Herbst von einem Ja zu Gebühren überzeugen. Derzeit gibt es mangels einer Regierungseinigung keine gesetzliche Regelung. An acht der 21 Universitäten muss ein Teil der Studenten trotzdem zahlen. Ob das rechtmäßig ist, das heißt, ob die Unis dieses Geld verwenden – und, falls es zu keiner Einigung kommt, auch künftig autonom einheben können, wird demnächst der Verfassungsgerichtshof entscheiden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.09.2012)