Der angriffslustige Neo-Parteichef ließ sich im ORF über Politberater, Politik und Journalisten aus. Inhaltlich blieb er vage.
Frank Stronach wird nicht Bundeskanzler ("möchte auch Freizeit haben"). Er wird auch kein Freund von Politberatern und -wissenschaftlern mehr ("lehne alle ab, schlechte Wissenschaft, das machen Computer") . Auch Medienberater schätzt der Austro-Kanadier nicht ("loser"). Und mit „profil"-Herausgeber Christian Rainer wird das auch nichts mehr ("Er ist das Sprachrohr von Raiffeisen").
Es war ein bizarrer Auftritt, den Stronach am Sonntagabend in der ORF-Sendung „Im Zentrum" lieferte. Der Austro-Kanadier schimpfte über Berufsgruppen und duzte die Journalisten-Runde, darunter auch Moderatorin Ingrid Thurnher ("Darf ich Ingrid zu dir sagen?"). Inhaltlich blieb der 80-jährige Gründer und Anführer der Partei "Team Stronach" einmal mehr vage - auch unter Verweis auf das im April erscheinende Parteiprogramm. An seiner Euro-Kritik hielt Stronach aber fest: "Wenn du dich mit ein paar Nachbarn zusammentust und ihr habt eine gemeinsame Geldbörse, das wird nie funktionieren. Das ist ganz klar." Stronach will weiter einen nationalen Euro für jedes Land der Eurozone - mit "automatischen Wechselkursen". Umtauschen müsste man trotzdem nicht. Näheres dann im April.
Stronachs Vorstellung nach sollte auch jeder, der ein einfaches und sparsames Leben führt, nach 20 Jahren von den Zinsen leben können. Wie ein solches System zu finanzieren wäre? Der 80-Jährige blieb eine Antwort schuldig. Er verwies lediglich auf den aufgeblähten Bürokratie-Apparat - mit 21 Sozialversicherungen etwa. Österreich drohe jedenfalls an die Wand gefahren zu werden wie Griechenland, warnte Stronach.
"Können keinen Greißlerladen führen"
Der Magna-Gründer betonte immer wieder seine Wirtschaftskompetenz - unter Verweis auf seinen Aufstieg "aus der Garage". Die meisten Politiker könnten dagegen "keinen Greißlerladen führen". Dabei hat Stronach selbst immer wieder Ex-Politiker zu Magna geholt. Diese hätte man aber "umgeschult und umprogrammiert", wie es Stronach etwas unglücklich ausdrückte.
"Werde investieren, was es braucht"
Mehrmals bricht im Publikum Gelächter aus. Einmal erntet Stronach aber auch Applaus, als er betont, im Wahlkampf sein versteuertes Privatgeld zu investieren, während die System-Politik, wie es der Austro-Kanadier nennt, Steuergeld ausgebe. Rund zwei Millionen habe er bisher in sein "Team Stronach" gesteckt, „etliche Millionen" werde er noch nachschießen: „Ich werde investieren was es braucht, damit wir ein großes Sagen haben in Österreich."
Stronachs Verhältnis zu Journalisten bleibt ambivalent: Den Profit seiner demnächst erscheinenden
Biografie wolle er Journalisten spenden, weil diese für Gerechtigkeit eintreten würden. Den beiden Zeitungs-Chefredakteurinnen in der Runde, Alexandra-Föderl-Schmid ("Der Standard") und Esther Mitterstieler ("Wirtschaftsblatt") attestierte er, das Herz am "richtigen Fleck" zu tragen. Gleich eingangs stellte Stronach aber fest: "Ich werde nicht diskutieren mit denen." Und mit "profil"-Herausgeber Christian Rainer ging er hart ins Gericht: "Wie kannst du dich in den Spiegel schauen?", fragte Stronach, dem die Berichterstattung über seine Person in dem Nachrichtenmagazin nicht gefällt. Rainer warf Stronach wiederum vor, unter "pathologischem Verfolgungswahn" zu leiden und ihn zu duzen. Stronach duzte weiter: „Es tut mir leid, dass ich du zu dir gesagt habe."
"Bewegung in Bewegung"
Stronach, der übrigens Michail Gorbatschow, den letzten Präsidenten der Sowjetunion, einen "Helden" nennt, ist seinem Selbstverständnis nach auch kein Politiker - sondern ein "Behüter der Werte". "Ich setze eine Bewegung in Bewegung." Ins Parlament will er im Fall des Falls trotzdem einziehen - als einfacher Abgeordneter. Denn für den freilich ohnehin nicht realistischen Kanzler-Job müsse man 24 Stunden am Tag da sein. Für Stronach kommt das nicht infrage: "Ich habe sehr viel gearbeitet und möchte auch Freizeit haben."
(jst)