Spät, aber doch: ELGA kommt. Und Widerstand ist weitgehend zwecklos.
Man sollte ein System nicht vor dessen Inbetriebnahme loben. Dennoch darf man der Einführung der Elektronischen Gesundheitsakte, kurz ELGA, einmal zuversichtlich entgegensehen.
Der Verwaltungsaufwand wird verringert, das Wissen um das oder die Leiden der Patienten vertieft und auch den Datenschutzbedenken wurde Rechnung getragen. Jene Patienten, die das ausdrücklich nicht wollen, müssen an ELGA nicht teilnehmen. Und auch jene niedergelassenen Ärzte, die bei ELGA nicht mitmachen, würden „nicht in Ketten abgeführt“ (ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger). Allerdings sind diese dann haftbar, wenn sie aufgrund einer Nicht-Verwendung von ELGA-Daten einen Fehler machen. Er gehe aber davon aus, sagte der Gesundheitsminister, dass „der gute Arzt“ ELGA verwenden werde und er sei überzeugt, „wir haben nur gute Ärzte“.
Man kann das sanfte Erpressung nennen. Aber es ist eine zugunsten der Patienten und letztlich auch zugunsten einer höheren Effektivität im Gesundheitswesen, die die viel kritisierten Mehrgleisigkeiten einschränken soll.
Das Risiko, dass sich irgendwelche gelangweilten Hacker einen Spaß daraus machen, geheime Gesundheitsdaten zu veröffentlichen, muss man leider eingehen. Darf man den Verantwortlichen glauben, sollte dieses jedoch beherrschbar sein. Wenn das stimmt, wären die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2012)