Im Museum: Vivienne Westwood macht Wien zu London

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Die 71-jährige Mode-Queen Vivienne Westwood zeigte anlässlich der Eröffnung des Westwood-Shops in der Innenstadt ihre Couture im Kunsthistorischen Museum. Wien wurde zur Fashion-Hauptstadt für eine Nacht.

Es sei ein Märchen, ein Triumph der Fantasie, der Leichtigkeit: So schwärmt Hausherrin Sabine Haag. Und tatsächlich, eine Show wie diese hat das Kunsthistorische wohl noch nie gesehen. Es war die glamouröse Inszenierung der Vivienne Westwood anlässlich der Eröffnung des Westwood-Shops in der Innenstadt, die Wien für eine Nacht zu London gemacht hat. Ein improvisierter Catwalk in drei Sälen, zwischen alten Meistern, ein Spektakel aus barocken Roben, getürmten, bunten Frisuren und – so muss das bei Westwood wohl sein – ein bisschen „God Save the Queen“ der Sex Pistols aus Boxen und Buttons an opulenten Kleidern, die zur Rettung des Weltklimas aufrufen.

Für ein paar Stunden wurde Wien zum Nabel der Modewelt. Gilt die Ikone des Punk doch heute als die größte lebende Designerin. Ihre Inspirationen holt sich Westwood – die sich wortkarg gab und nach der Show schnell verschwand – regelmäßig in Wien. Verbindet sie doch mit der Stadt nicht nur die Liebe zur Historie, sondern traf sie an der Angewandten einst auch Ehemann Andreas Kronthaler.

Das Kunsthistorische als Ort des Spektakels war ein besonderer Wunsch der 71-Jährigen. Ein-, zweimal pro Jahr komme die „Freundin des Hauses“ ins Museum, erzählt Generaldirektorin Haag. Lässt sich von Gemälden, Kostümen, den Schnitten, Aktdarstellungen inspirieren. „Sie geht sehr ins Detail, hat eine unglaubliche Begeisterung“, erzählt Haag vom gemeinsamen Rundgang durch das Kunstkammer-Depot. Das Resultat zeigte Westwood am Laufsteg: Opulente, aufwendig verzierte Roben, Knochenkorsetts und Seidentaft erinnern an das 17. Jahrhundert.

Schon Dienstagnachmittag ließ Westwood im Museum Kate Moss in ihren Roben ablichten. Gerüchte, das Topmodel werde abends über den Laufsteg schreiten, blieben Gerüchte. Und doch war die Dichte an Prominenz groß: Die Fashion-Queen selbst reiste mit Ehemann und ihrem Sohn Joseph Corre, ebenfalls Designer und Mitbegründer von Agent Provocateur, an. Die Wiener Modewelt folgte: Thomas Kirchgrabner (Liska), Hermann Fankhauser (Wendy & Jim) und natürlich Designer und Unternehmer Gregor Pirouzi, früherer Assistent Westwoods und nun Betreiber des Westwood-Shops in der Innenstadt. Auch Wiener Prominenz, von Gery Keszler über Desiree Treichl-Stürgkh bis zu Francesca Habsburg folgte dem Spektakel.

Insgeheim aber gehörte die Dienstagnacht im Museum und später im Roten Salon des Volkstheaters aber den Fashionists und Fashionistas: Selten sah Wien eine dichtere Mischung kunstvoll inszenierter Menschen. Vom jungen Mann im barocken Rock über jenen im Punk-Aufzug und übers ganze Gesicht gemalten Union Jack bis zu dem in Glitzerturnschuhen, Vollbart und riesiger Wollweste. „Ist das eine Passkontrolle? Das ist ja wie eine Einreise!“, echauffiert sich einer der 350 geladenen Gäste in der Schlange vor den langwierigen Zutrittskontrollen. Fast. Das nicht. Ein bisschen aber wurde Wien für eine Nacht zu London.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2012)

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