Telekom-Chef Hannes Ametsreiter im Visier der Justiz

BILANZ PK TELEKOM AUSTRIA GROUP: AMETSREITER
BILANZ PK TELEKOM AUSTRIA GROUP: AMETSREITERAPA/HERBERT NEUBAUER
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Untreue. Hannes Ametsreiter ist unter Druck: Es geht um die Anmietung des Burgtheaters während der Fußball-Euro 2008. Die Miete floss an das SPÖ-nahe Echo-Medienhaus.

Die große Strategieklausur der Telekom Austria: Am kommenden Montag werden Vorstand und Aufsichtsrat des börsenotierten Unternehmens zusammen kommen - dort sollen sie über die wirtschaftliche Zukunft der Telekom beraten. Wobei das Thema "Zukunft" einigermaßen flexibel ausgelegt werden muss: Die Zukunft des Unternehmens wird wohl eher zweitrangig behandelt werden. Priorität wird die Frage haben, wie die Zukunft von Telekom-Chef Hannes Ametsreiter aussehen wird.
Gleich vorweg: Sie sieht nicht unbedingt rosig aus. Wie die „Presse" am Mittwoch in Erfahrung bringen konnte, wird Ametsreiter in den Telekom-Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wien als Beschuldigter geführt. Das bestätigt der Sprecher der Behörde, Thomas Vecsey, der „Presse". Ermittelt wird bereits seit zwei Monaten. Ein im Konzern also bestens gehütetes Geheimnis, von dem nicht einmal der Aufsichtsrat informiert war.
Für Ametsreiter gilt naturgemäß die Unschuldsvermutung. Dennoch ist die Angelegenheit für den Telekom-Chef höchst unangenehm. Und sie birgt für den wirtschaftlich schwer unter Druck stehenden Konzern höchste Brisanz.

Thema im Korruptions-Ausschuss

Die Causa ist einer von mehreren Ermittlungssträngen, denen die Justiz nachgeht. Es geht um die Anmietung des Burgtheaters während der Fußball-Europameisterschaft 2008. Damals mietete die Telekom das Theater als Plattform für PR-Zwecke. Nicht direkt, sondern von Christian Pöttler, dem Chef des SPÖ-nahen Echo Medienhauses. Dieser hatte sich zuvor das Burgtheater gesichert. Und richtig gepokert. Denn die Telekom soll mehr als eine Mio. Euro gezahlt haben. Hartnäckig hielten sich schon damals Gerüchte, das Geld sei weiter an die SPÖ - konkret die Wiener SPÖ - geflossen.

Der Korruptions-Untersuchungsausschuss beschäftigte sich im Frühjahr des heurigen Jahres mit der Causa. Danach wurde vor einigen Monaten die Staatsanwaltschaft Wien aktiv. Es soll auch schon mehrere Einvernahmen gegeben haben. Neben Ametsreiter, der damals Marketingchef des Konzerns war, sind auch der damalige Telekom-Boss Boris Nemsic, der Finanzmanager Gernot Schieszler und Pöttler beschuldigt. Auch für sie gilt die Unschuldsvermutung. Schieszler, der sich in der Telekom-Affäre um Geldflüsse an Politiker und Parteien über den Lobbyisten Peter Hochegger als Kronzeuge angeboten hat, soll auch den Vertrag mit Pöttler unterschrieben haben.

Die Telekom habe Kenntnis von den Ermittlungen gegen Ametsreiter, sagt Telekom-Sprecher Peter Schiefer. Und er bestätigt, dass die Telekom damals 1,4 Mio. Euro an das Echo Medienhaus gezahlt hat. Der Vertrag sei von Schieszler und dem damaligen Einkaufschef Wolfgang Frauenholz unterschrieben worden. „Das Sponsoring war eine sehr gute und effektive Sache", so Schiefer.
Das Verfahren bildet jedenfalls einen turbulenten Auftakt für den neuen ÖIAG-Chef Rudolf Kemler, der am Montag erstmals als Aufsichtsratspräsident der Telekom agiert. Seine Reaktion wird mit Spannung erwartet. Bisher zieht es Kemler vor, zu schweigen. Von höchster politischer Seite wurde er am Dienstag zwar unter Druck gesetzt, zu der Zukunft Ametsreiters offiziell Stellung zu nehmen. Doch es kam nichts.

Nachdenken über Nachfolger

Dafür wird seitens des ÖIAG-Aufsichtsrates hinter den Kulissen schon eifrig überlegt, wie die Zeit nach Ametsreiter aussehen könnte. Jedenfalls werden bereits die Namen potenzieller Nachfolger ins Spiel gebracht. Am häufigsten genannt wird Thomas Winkler. Der 49-Jährige ist seit wenigen Monaten Mitglied des ÖIAG-Aufsichtsrates, seit zweieinhalb Jahren ist er Finanzvorstand des börsenotierten Faserkonzerns Lenzing.
Vor allem aber: Winkler hat im Telekom-Bereich langjährige Erfahrungen. Der gebürtige Salzburger arbeitete drei Jahre lang als Investors-Relations-Mann bei der Deutschen Telekom, dann war er für mehrere Jahre Finanzvorstand bei der T-Mobile in Bonn. Zuletzt war er Executive Vice President und Stellvertreter von Ron Sommer beim russischen Finanzkonzern Sistema, der am größten russischen Mobilfunker MTS beteiligt ist. Die Kenntnisse der internationalen Telekomszene könnten Winkler bei der Telekom Austria zupass kommen. Schließlich hat die Telekom seit kurzem mit der America Movil des Mexikaners Carlos Slim einen neuen Großaktionär.

Wird Ost-Geschäft ausgelagert?

Die Strategie mit America Movil wird deshalb am Montag großen Raum in der Diskussion einnehmen. Eine der Überlegungen: Die Telekom spaltet ihr Auslandsgeschäft (in Osteuropa) ab und bringt es in eine Holding ein, in die auch die Anteile der America Movil an der niederländischen KPN kommen.

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