Slowenien: Bohut Pahor geht als Favorit in Stichwahl

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Der ehemalige Premier Sloweniens Borut Pahor tritt bei Präsidentenwahl am 2. Dezember gegen Amtsinhaber Danilo Türk an. Vor der Stichwahl übt sich der 49-Jährige bereits in der Rolle des Landesvaters.

Belgrad/Ljubljana/ros. Das vertraute Lächeln ist auf das gebräunte Antlitz von Sloweniens Ex-Premier Borut Pahor zurückgekehrt. Das Wählervertrauen habe seine kühnsten Erwartungen übertroffen, bekannte der Sozialdemokrat, nachdem er in der ersten Wahlrunde der Präsidentenwahl am Sonntag mit 40 Prozent der Stimmen den Part des Außenseiters überraschend an Amtsinhaber Danilo Türk (35,84 Prozent) abtreten konnte. Vor der Stichwahl am 2. Dezember übt sich der 49-Jährige bereits in der Rolle des Landesvaters: „Ich gebe Ihnen mein Wort: Ich werde als Präsident alles tun, um Ihre Erwartungen zu übertreffen.“

Die auf einen historischen Tiefstwert gesackte Wahlbeteiligung von 47,7 Prozent machte hingegen sein konsternierter Rivale für seine Schlappe verantwortlich. Stärker als zuvor wolle er nun die Unterschiede zu seinem Kontrahenten verdeutlichen, kündigte der als unabhängiger Kandidat von der eher linksorientierten Gruppierung „Positives Slowenien“ unterstützte Türk an: „Auch vor fünf Jahren verlor ich im ersten Wahlgang – siegte aber in der Stichwahl.“

Rückstand im Linksduell

Doch im Gegensatz zu 2007, als seine Wahl vor allem als Votum gegen die damalige Regierung des konservativen Premiers Janez Jansa galt, hat Türk bei dem Linksduell mit Pahor nun wohl die schlechteren Karten in der Hand. Dem als gemäßigten Sozialdemokraten geltenden Pahor sagen Analysten ein größeres Wählerpotenzial in der Mitte und auf der rechten Seite des Wählerspektrums nach: Sofern sie nicht gänzlich zu Hause bleiben, dürften die Wähler des ausgeschiedenen konservativen Regierungskandidaten Milan Zver eher für den Ex-Premier als für Türk votieren.

Die Mobilisierung der Nichtwähler soll dem amtierenden Präsidenten doch noch zu einer erneuten Amtszeit verhelfen. Doch Türk, der sich mit gepflegtem Vokabular gern um klare Aussagen zu drücken pflegt, scheint für den Wahlkampf weit weniger geschaffen als Pahor, der trotz seines relativ jungen Alters auf Sloweniens Politparkett ein alter Hase ist.

Der Politologe war noch zu jugoslawischen Zeiten als jüngstes Mitglied aller Zeiten mit 25 Jahren in das Zentralkomitee der KP Sloweniens aufgenommen worden. 1997 übernahm er mit 33 Jahren die Führung der Sozialdemokraten (SD), als Mann der Mitte führte er 2008 seine Partei auf die Regierungsbank. Doch in seinem von Affären geplagten Kabinett zeigte Pahor wenig Führungsqualitäten. Bei der Parlamentswahl 2011 büßte die SD fast zwei Drittel ihrer Wähler ein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2012)

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