Saisonbetriebe: Zweites Standbein Pflicht

(c) FABRY Clemens
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Die meisten Sommergastronomen bleiben ihrem Fach auch in der kalten Jahreszeit treu und betreiben weitere Lokale. Im Winter pausieren können nur wenige.

Wien. Für die meisten Cafés und Restaurants mit Außenbetrieb ist das Ende der Schanigartenzeit am heutigen 15. November kein Beinbruch, das Geschäft verlagert sich in der kalten Jahreszeit größtenteils einfach nach innen. Der Herbst ist für die Gastronomie wegen des Beginns der Wildsaison und der vielen Weihnachtsfeiern sogar die umsatzstärkste Zeit im Jahr. Aber was ist mit Freibädern und Strandbars? Wie überstehen die Betreiber dieser Lokale die Zeit vor und nach dem Sommer?

So erfolgreich die Saison auch gelaufen sein mag, sich im Winter auf die faule Haut zu legen und Urlaub in einem warmen Land zu machen, können sich die wenigsten Wiener Sommergastronomen leisten. Natürlich gibt es Ausnahmen – wie die Strandbar Herrmann, die laut Website bis April „Winterpause“ macht. „Aber die meisten bleiben ihrem Metier sachlich und fachlich treu, betreiben in den Wintermonaten ein weiteres Lokal, fahren auf Messen ins Ausland oder absolvieren Fortbildungen“, sagt Wilhelm Turecek, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien.

Silvesterraketen zur Überbrückung

Turecek weiß, wovon er spricht. Elf Jahre lang war er Pächter eines Standes am Strandbad Gänsehäufel. Den Winter überbrückte er mit einem kleinen Gastrobetrieb bei der Hauptuniversität.

„Das hat sich wunderbar ergänzt, da im Sommer die Studenten ohnehin drei Monate lang weg waren“, erinnert sich der Fachgruppenobmann und verrät: „Natürlich bleibt nicht jeder seinem Fach treu. Mein Nachfolger am Gänsehäufel etwa verdient sein Geld damit, indem er nach Saisonschluss Neujahrsraketen verkauft.“

Auch Hubert Teubenbacher von der MA 44 (Wiener Bäder) bestätigt, dass die Mehrzahl der Pächter von Freibädern in Wien auch außerhalb des Sommers gastronomisch tätig ist. Pächter wie Herbert Sedlaczek, der im Sommer das Schafbergbad in Währing und parallel dazu ganzjährig auch das „Bieramt“ am Heumarkt betreibt.

„Wenn der Sommer nicht verregnet ist und buchstäblich ins Wasser fällt, kann man bei einem vernünftigen Lebensstil von den Einnahmen im Schwimmbad leben, meine Vorgänger haben das jahrzehntelang gemacht“, sagt Sedlaczek. „Aber bei einem durchschnittlichen Sommer wie in diesem Jahr ist ein zweites Standbein von Vorteil.“ Das Schafbergbad, das wie alle städtischen Bäder zwischen 2. Mai und dem zweiten Sonntag im September geöffnet hat, und das „Bieramt“ würden einander perfekt ergänzen: „In den Sommermonaten konzentrieren wir uns auf das Schwimmbad, im Winter und bei schlechtem Wetter im Sommer auf das Bieramt.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2012)

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