Kinder allein reichen nicht

Frankreich leidet zwar nicht an Überalterung – hat dafür aber andere Probleme.

Überalterung und die damit zusammenhängende Pensionsproblematik sind die großen Probleme westlicher Industrieländer, darin sind sich Ökonomen einig. Um dieses Problem zu ändern, bedarf es eines höheren Pensionsantrittsalters und mehr Kinder, lautet die Lösung. Vor allem bei Letzterem hapert es jedoch in den deutschsprachigen Ländern – mit nur 1,4 Kindern pro Frau ist man von einer stabilen Demografie hierzulande weit entfernt.

Von Politikern wie der deutschen Familienministerin Kristina Schröder wird als Grund dafür vor allem die „Anwesenheitskultur“ in der Arbeitswelt genannt. Anders ist dies in Frankreich – dort wurde vor knapp 15Jahren die 35-Stunden-Woche eingeführt. Seitdem ist es in Paris nicht ungewöhnlich, wenn Vollzeit arbeitende Eltern bereits am frühen Nachmittag mit ihren Kindern im Park spielen. Und auch wenn der Zusammenhang wissenschaftlich nicht eindeutig belegt ist – die hohe Geburtenrate stieg seither weiter an.

Allerdings haben sich die Franzosen das Ganze teuer erkauft. Die Arbeitskosten stiegen durch die Arbeitszeitverkürzung doppelt so stark wie in Deutschland, die Wettbewerbsfähigkeit ging entsprechend zurück. Frankreich könnte künftig also genügend junge Menschen haben, die die Pensionen der Älteren zahlen würden – allerdings zu wenige Firmen, in denen sie diese Pensionszahlungen erarbeiten können.

jakob.zirm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2012)

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