Der Lehrermangel könnte auch eine Chance sein - für mehr Durchlässigkeit zwischen Schule und dem Rest der Welt.
Man könnte es sich leicht machen. Und einmal mehr Elisabeth Gehrer dafür prügeln, dass heute Lehrer fehlen. Hat sie nicht vor gut zehn Jahren Maturanten per Brief vom Lehrerberuf abgeraten? Wie schwierig kann es sein, den Lehrerbedarf abzuschätzen? Doch Schuldzuweisungen nützen nichts. Fakt ist: Uns fehlen Lehrer. Die Lösung, die Löcher mit Lehramtsstudenten zu stopfen ist eine (zu) einfache. Ja, wer Lehramt studiert, will in der Regel Lehrer werden und ist deshalb wohl auch relativ leicht zum Einspringen zu motivieren. Doch das ist nicht nur fachlich und pädagogisch fraglich. Es ist auch – typisch österreichisch – eine unkreative Lösung. Denn gerade Zeiten wie diese könnte man nutzen, Neues anzudenken. Etwa, was die Durchlässigkeit zwischen Schule und dem Rest der Welt betrifft. Viele aus der Privatwirtschaft hätten Lust, in den Lehrerberuf zu wechseln. Nur wenige wagen den Schritt. Denn auch die motiviertesten Praktiker sind an Schulen nicht mehr als ein (prekär beschäftigtes, schlecht bezahltes) Provisorium – sofern sie nicht das Lehramt nachholen. Ein neues – vereinfachtes – Modell ist dringend nötig. Eine Herausforderung, der sich die Gestalter der neuen Lehrerbildung hoffentlich stellen werden.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2012)