Vom langsamen Tod der Festspiel-Idee

Unmögliche Zustände: Salzburgs Intendant und ein Dirigent verkehren via Prospekt und TV miteinander.

Die Methode, eine Absage via Medien zu verbreiten, ist gewiss diskussionswürdig. Immerhin war es ja Alexander Pereira, der Mitte der Neunzigerjahre einen jungen Dirigenten von London nach Zürich geholt hat, als der am vielleicht unangenehmsten Punkt seiner Karriere angekommen war. Franz Welser-Möst konnte sich, dieserart aus der Schusslinie der internationalen Musikbeobachter genommen, in der Folge ein Riesenrepertoire aneignen, eine Qualifikation, die ihm in seiner Generation eine beinah singuläre Stellung eingebracht hat.

Es war ein Gegengeschäft, denn das musikalische Niveau in Zürich stieg dadurch auf ein zuvor gewiss nie gekanntes Niveau. Nun sind beide Herren, der Intendant wie der Generalmusikdirektor, in eine höhere Etage aufgestiegen. Während Welser-Möst als Wiener GMD Erfolge feiert, muss sich Alexander Pereira in Salzburg sagen lassen, dass er vielleicht doch ein wenig zu sehr den zeittypischen Götzen „mehr, höher und schneller“ dient. Welser-Möst hat nun seinen ehemals so kongenialen Partner davon in Kenntnis gesetzt, dass er nicht, wie geplant, Mozarts Da-Ponte-Opern mit Sven-Eric Bechtolf in Salzburg erarbeiten wird.

Salzburg 2013? Zu viele Veranstaltungen, die zum Teil vielleicht für ein Haus in Zürich, aber nicht für ein Nobelfestival als attraktiv gelten können – da möge das Publikum entscheiden, wofür es Apothekerpreise zu zahlen gewillt ist. Aber Opernvorstellungen in knapper Folge, teils sogar sängerunfreundlich um 11 oder 13 Uhr, da geht wohl der Ausverkaufsgedanke – ohne entsprechende Preisreduktionen – doch zu weit. Wenn es wahr ist, dass der Dirigent davon aus dem Festspielprospekt erfahren hat, wäre das skandalös. Und Welser-Möst könnte nicht der Einzige bleiben, der Konsequenten zieht.

E-Mails an: wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2012)

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