Die Festplattenabgabe ist keine Lösung. Wir brauchen radikalere Modelle.
Selten wurde eine Frage so emotional debattiert wie jene, ob Festplatten künftig ein paar Euro mehr kosten dürfen. Künstler werfen sich für die Festplattenabgabe ins Zeug, als wäre sie die Lösung ihrer Geldsorgen. Händler und Internetnutzer schreien auf, als brächte sie neben der Wirtschaft auch gleich die Grundrechte zu Fall.
Beides ist Unsinn. Die 2010 erfolgte Ausweitung der „Leerkassetten-Vergütung“ für Privatkopien auf Festplatten kann man argumentieren – auch wenn es die Höchstrichter 2005 anders sahen. Denn viele Österreicher bunkern auf ihren Festplatten nun einmal nicht nur Excel-Sheets und Fotos, sondern auch Terabyte an kopierten Liedern und Filmen.
Doch für das Problem bietet die Festplattenabgabe keine Lösung. Das Geld, das sie den Künstlern bringen wird, ist ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Konsumenten laufen Gefahr, einem Etikettenschwindel aufzusitzen. Denn was klingt, als wäre es ein Freibrief für kopierte Filme und Musik auf dem Rechner, bringt letztlich gar nichts. Selbst wer bei einer DVD den Kopierschutz umgeht, um eine Kopie auf dem PC zu speichern, begeht weiterhin eine Straftat.
Statt mit Ministeuern ein paar Euro umzuschichten, sollten radikalere Modelle angedacht werden. Etwa eine monatliche Flatrate, mit der Private sämtliche Rechte für Inhalte im Internet erwerben können. Denn Nutzer sind bereit zu zahlen, aber nur dann, wenn sie etwas bekommen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2012)