Mega-Smog in Peking: Erstmals Alarmstufe Orange ausgerufen

Mega-Smog in Peking: Erstmals Alarmstufe Orange ausgerufen
Mega-Smog in Peking: Erstmals Alarmstufe Orange ausgerufen(c) AP
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Immer mehr Hauptstadtbewohner werden wegen der Luftbelastung krank. Seit fünf Tagen besteht "gefährliche" Luftverschmutzung. Orange ist die zweithöchste Alarmstufe.

Erstmals hat Peking die Smog-Alarmstufe Orange ausgerufen. Wegen der seit fünf Tagen anhaltenden "gefährlichen" Luftverschmutzung wurde der Schadstoffausstoß einzelner Fabriken reduziert. Für einen Teil der Behördenautos galten Fahrverbote. Nach dem Notfallplan wurden auch Freiluftaktivitäten von Grund- und Mittelschülern in extrem belasteten Stadtteilen der 20-Millionen-Metropole vorerst bis Dienstag ausgesetzt.

Krankenhäuser meldeten einen "starken Anstieg" von Patienten mit Atemwegserkrankungen. Im Luftwaffen-Hospital nahm die Zahl um 30 Prozent zu, im großen Chaoyang-Hospital um 10 bis 30 Prozent, wie die Zeitung "Beijing Chenbao" berichtete. Der Smog setzt vor allem älteren Menschen und Kindern zu. Im Kinderkrankenhaus wurden vermehrt Atemwegsleiden behandelt. Auch gab es zunehmend Herz- und Kreislaufprobleme, wie Staatsmedien berichteten.

Hyundai muss Produktion einstellen

Orange ist die zweithöchste Alarmstufe. Nach dem Notfallplan sollen 30 Prozent der Autos von Regierung, Partei und Stadtverwaltung nicht mehr fahren. Die Schadstoffemissionen von 54 Fabriken müssten um 30 Prozent reduziert werden, berichtete Xinhua. An 28 Baustellen seien staubproduzierende Erdarbeiten eingestellt worden. Auch die Autofabrik des südkoreanischen Herstellers Hyundai sowie eine Zementfabrik stoppten die Produktion.

Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua erreichte die Luftverschmutzung in Peking und anderen Städten am Wochenende Werte fast 40 Mal über dem von der Weltgesundheitsorganisation definierten Idealwert. Das staatliche Fernsehen rief die Bewohner der Hauptstadt am Montag auf, wegen der schlechten Sicht und der Gesundheitsgefahren weiterhin nicht mit dem Fahrrad zu fahren.

Der Smog liegt seit Freitag dicht über Peking, teilweise betrug die Sicht nur etwa hundert Meter. In der Luft befinden sich hochgradig schädliche Kleinstpartikel. Deren Konzentration lag am Wochenende laut Xinhua teilweise bei mehr als 993 Mikrogramm pro Kubikmeter. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte die Konzentration der PM2,5 genannten Feinstaub-Partikel idealerweise bei nicht mehr als 25 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen. Den chinesischen Behörden zufolge könnte die starke Luftverschmutzung noch bis Mitte der Woche anhalten.

"Extreme Luftverschmutzung"

"Diese Zahlen stellen extreme Luftverschmutzung dar", sagte der Umweltprofessor Zhu Tong von der Peking Universität. "Die Schadstoffe haben sich über die windstillen Tage angesammelt." Die Gesundheitsbehörden rieten den Pekingern, möglichst wenig vor die Tür zu gehen. Alte, Kranke und Kinder sollten ganz daheimbleiben.

Um sich gegen die Luftverschmutzung zu schützen, kauften Pekinger teure Luftfilter und Atemmasken. Die große Elektronik-Kaufhauskette Suning verkaufte nach eigenen Angaben neunmal mehr Luftreiniger als sonst. Apotheken meldeten ein Vielfaches der normalen Nachfrage nach verschiedenen Mundschutzmodellen. In Online-Verkaufsbörsen stieg der Verkauf seit Freitag um das Zehnfache, wie Xinhua berichtete. Besonders aufwendige Masken gegen Feinstaub waren gefragt.

Kritik an Behörden

In China wächst unterdessen die Wut auf die Behörden. Im Internet kritisierten viele Nutzer am Montag den ungebremsten Wachstumskurs der Regierung, bei dem auf Umweltaspekte zu wenig Rücksicht genommen werde. Selbst die staatliche Zeitung "China Daily", die als Sprachrohr der Kommunistischen Partei gilt, schrieb auf Seite eins: "Ein besseres China zu schaffen beginnt damit, dass man gesund atmen kann." Es müsse vermieden werden, dass es wegen des Urbanisierungsprozesses "der Umwelt immer schlechter und schlechter geht".

(APA/dpa)

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