Armstrong spielt den armen Sünder. Nicht glaubwürdig, sondern durchschaubar.
Lance Armstrong hat also gesprochen, er hat gebeichtet, offen gestanden, was eh schon jeder gewusst hat, sich selbst ein bisserl gegeißelt. Aber der eiskalte Texaner, der so lange betrogen hat, tut nichts ohne Kalkül. Bei einem Gerichtsverfahren wird der gescheiterte Tourheld so nicht davonkommen, da wird er anders in die Mangel genommen werden als im Hotelzimmer in Austin von Oprah Winfrey.
Ausweichende Antworten werden da nicht toleriert. Armstrong hat keine Namen genannt, keine Details erzählt. Die konkreten Dinge, auf die es beim Doping ankommt, die sind schön brav unter der Tuchent geblieben. Was fehlte, das war obendrein eine Entschuldigung. Eine Entschuldigung bei seinen Fans, bei all den Menschen, die er in Grund und Boden klagen, denen er das Leben zur Hölle machen wollte. Von echter Reue war bei Armstrong keine Spur, er spielte den armen Sünder nur.
Der ehemalige Superstar redete zwar viel, sagte dann aber letztlich doch wieder nichts Neues. Das kann und darf aber noch lange nicht alles gewesen sein.
wolfgang.wiederstein@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2013)