Fahrbericht

Das Auto, das der Bundeskanzler nicht fahren darf

<strong>Eine imposante Erscheinung: der mattschwarze M760e - und ja, viel größer kann die BMW-Niere eigentlich nicht mehr werden. </strong>
Eine imposante Erscheinung: der mattschwarze M760e - und ja, viel größer kann die BMW-Niere eigentlich nicht mehr werden. Rief
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Wir haben die Dienstlimousine des Bundeskanzlers getestet - in einer Version, in der Karl Nehammer nie sitzen wird.

Zu den oft lächerlichen Diskussionen über Politikerprivilegien gehört das Thema Dienstwagen. Es geht primär um Neid, weil jeder gern ein schönes und teures Auto fahren würde und man es einem Politiker nicht gönnt. Dabei legen die Mitglieder der Bundesregierung jedes Jahr Zehntausende Kilometer im Auto zurück, das sollen sie durchaus in einem bequemen, sicheren Fahrzeug machen.

Im Fall von Bundeskanzler Karl Nehammer ist das ein 7er-BMW, eine durchaus ansehnliche Limousine der Oberklasse. Wir mussten - Gott sei Dank - nicht in die Politik gehen, um dieses Modell fahren zu können. Besser noch: Wir konnten eine weitaus interessantere Variante testen als jene von Karl Nehammer (BMW 745 Le xDrive) und eine, die kein Regierungschef jemals als Dienstwagen bekommen wird - denn dann wäre in Österreich wirklich der Teufel los.

Werk (Fabian Kirchbauer)

Nennen wir einfach nur die Eckdaten unseres Testautos: Sechszylinder-Benzinmotor, 571 PS, 800 Newtonmeter Drehmoment, eine Beschleunigung von null auf 100 km/h in 4,3 Sekunden. Das sind recht ordentliche Werte für ein Fahrzeug, das knapp 5,4 Meter lang ist, ein Leergewicht von 2450 Kilogramm hat und in dem derjenige, der diese Leistung abrufen könnte - also die Person vorn links - es wegen der Person hinten rechts meist nicht darf.

Wir waren deshalb mit dem BMW-M760e-xDrive-Plug-in-Hybrid primär allein unterwegs, da man mit einem Passagier auf den Hintersitzen beim Ausreizen dieser Werte nicht mehr für die Sauberkeit des Innenraums garantieren kann. Denn natürlich ist dieser BMW bei aller perfekter Fahrwerkabstimmung, die kaum jemand so gut beherrscht wie die Bayern, am Ende immer noch eine Limousine.

Lautlos 80 Kilometer weit

Genussvoller reist man hinten, wenn der BMW rein elektrisch und damit sehr sanft angetrieben wird - in unserem Test etwa 80 Kilometer weit. Dann gleitet man wie auf einem fliegenden Teppich völlig geräuschlos dahin, das Fahrwerk gleicht im Komfortmodus alle Bodenunebenheiten aus, und man kann entspannt einen Film genießen, der einem auf dem 31-Zoll-Touchscreen im Kinoformat 32:9 und mit einer Auflösung von 8k geboten wird, beschallt aus 30 Lautsprechern. Nach Gebrauch gleitet der Bildschirm wieder nach oben in den Dachhimmel, und die Rollos im Heckfenster und in den Seitenfenstern fahren automatisch hoch. Auch das wird ein Politiker, der jemals wiedergewählt werden will, nie genießen können.

Kinofeeling auf den Rücksitzen mit dem 31-Zoll-Touchscreen
Kinofeeling auf den Rücksitzen mit dem 31-Zoll-TouchscreenWerk

Bemerkenswert war der Antrieb durch den - natürlich in Steyr hergestellten - Sechszylindermotor. Auch deshalb, weil man von ihm im Innenraum auch nicht viel mehr hörte, mehr aber noch, weil er so sparsam war. Selbst nachdem aller Strom aus der 18,7-kWh-Batterie gesaugt war, blieb der Durchschnittsverbrauch bei unter acht Litern auf 100 Kilometer.

Mit dem M760e setzt BMW in der Luxusklasse ein starkes Zeichen gegen den ewigen Marktführer, die S-Klasse von Mercedes. In den USA hat sich der Absatz der 7er-Klasse (inklusive i7) im ersten Quartal bereits verdoppelt.

In Österreich kostet der billigste 7er-BMW, vermutlich der von Karl Nehammer, ab 123.100 Euro. Den BMW M760e xDrive gibt es ab 144.500 Euro.

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