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Auch in Bayern gibt es Gondeln

Martin Amanshauser
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Maximilian Koch, bayrischer Gondoliere: ein Ex-Segelweltmeister in flacheren Gewässern.

Einst war Maximilian Koch Welt­meister und Europameister im Regattasegeln in der Solingklasse. Hätte diese nicht ab 2000 ihren olympischen Status verloren, wäre er wohl sogar Olympiasieger. Heute betreibt er, als Segler „Maxl“ genannt, eine Versicherungsagentur. Aber nicht nur! Gekleidet wie ein venezianischer Gondoliere, fährt er mit seiner Gondel auf dem ­flachen ­Mittelkanal im Nymphenburger Schlosspark seine Touren.

Altgondoliere Ingo Stahl, bis 2018 tätig, brachte dem Ex-Segler und dessen Sohn, Maximilian Maria Koch, die Rudertechnik der Venezianer bei. ­„Dieses elf Meter lange Boot zu steuern sieht einfach aus, ist aber wirklich schwer“, sagt Koch, „vor allem bei Wind wird es sehr anstrengend.“ Wasser sei sein Element. „Segeln war für mich Wettkampf und Action, Konzentration und Sport. Rudern ist gemächlich, ­entspannend und hält mich fit.“

Der fesche 63-Jährige mit der Deklamationsstimme knüpft dabei an Traditionen an. Während er mit ruhigen Schlägen das Boot vorantreibt, erzählt Maximilian Koch ebenso unaufgeregt wie mitreißend die Nymphenburger Historie. Die italienische Barockkultur hatte in Bayern durch die lebensfrohe Turinerin Henriette Adelaide (dort Adelheid, 1636–1676) Einzug erhalten, deren Engagement und Geschmack sich im Bau des Ensembles von Nymphenburg spiegelt, mit Bachläufen, Kanälen, Kaskaden, Brücken und Seen. Einst befuhren den Schlosskanal bis zu 80 Gondeln und Prunkboote. Adelheids Sohn Max Emanuel (1662–1726) bot als erster Kurfürst Gondelfahrten für die höfische Gesellschaft im Park des Schlosses an. Der Vedutenmaler Bernardo Bellotto, Meister Canaletto genannt, hielt eine solche venezianische Lustbarkeit später auf einem Gemälde (1761) fest.

„Zwei meiner Gondeln hab’ ich direkt in Venedig gekauft“, erzählt Koch, „mit einem Spezialhänger kann ich sie auch zu anderen Veranstaltungen transportieren.“ Sein Sohn, mit ihm in der Ver­sicherungsagentur aktiv, beherrsche das Amt des Gondoliere jedoch ebenso wie er. „Er ist unterhaltsam, jung, attraktiv und charmant!“ Einziges Manko der Kochs: Beide singen nicht. 

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