Actionfilm

Wien ist das Beste an „Extraction 2“ auf Netflix

Beseelt wird Tyler Rake (Chris Hemsworth) durch ein lange zurückliegendes Trauma.: ein recht abgedroschener Kniff.
Beseelt wird Tyler Rake (Chris Hemsworth) durch ein lange zurückliegendes Trauma.: ein recht abgedroschener Kniff.Jasin Boland/Netflix
  • Drucken

Der Actionkracher mit Chris Hemsworth als Supersöldner Tyler Rake endet mit einem Showdown in und um den DC Tower: Ein schwindelerregendes Spektakel nach viel glatter Gewalt.

Wien war im Action-Kino der letzten Jahrzehnte mehrmals Schauplatz. Am Prater verliebte sich Mitte der 80er-Jahre Timothy Dalton als James Bond in eine tschechoslowakische Cellistin und Tom Cruise als Ethan Hunt erlitt am Ring seine vielleicht größte Niederlage. „Von mir aus können sie gern die U-Bahn in die Luft sprengen“, witzelte der ehemalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk vor Beginn der Dreharbeiten zum Bond-Spektakel „Der Hauch des Todes“ seinerzeit. 30 Jahre später fiel in „Mission Impossible: Rogue Nation“ der österreichische Bundeskanzler (nicht Werner Faymann, sondern ein fiktiver) einem Attentat vor der Staatsoper zum Opfer, direkt nach einer Turandot-Premiere, bei der sich der unverwüstliche Superagent auf Hinterbühne und Schnürboden mit üblen Schergen duellierte. In diese Reihe der zum Teil in Wien spielenden Action-Filmen gehört nun auch „Tyler Rake: Extraction 2“, ein Netflix-Knaller über einen hartgesottenen Söldner, dessen schwindelerregender Showdown in und um den DC Tower in der Wiener Donaucity gedreht wurde.

Tatsächlich ist die am schwarzen Wolkenkratzer inszenierte Sequenz das Beste am gesamten Film, der mehr oder weniger direkt an den Vorgänger von 2020 anknüpft. Obwohl dieser eigentlich mit dem Tod des Titelhelden aufhörte, entschied man sich aufgrund seines Erfolgs dafür, „Tyler Rake“ zu einem Fortsetzungs-Franchise auszubauen, mit Chris Hemsworth in der Rolle des unschlagbaren, aber innerlich gebrochenen Afghanistan-Veteranen, den eine Familientragödie (sein Sohn starb früh an Krebs) zum traumatisierten Workaholic verkommen ließ.

In Gmunden erholt er sich vom eigenen Tod

Anders als im ersten Teil, wo er und sein Team einen jungen Burschen aus den Fängen der bengalischen Mafia befreiten, steht der Ex-Elitesoldat diesmal in quasi-verwandtschaftlicher Beziehung zum Opfer. Rake, der sich nach seinem vermeintlichen Tod zunächst im ländlichen Gmunden auskuriert, ist der Ex-Mann der Tante eines abermals verfolgten Buben, und dadurch so etwas wie sein Onkel. Er verhilft ihm und dessen gepeinigter Mutter zur Flucht aus einem georgischen Gefängnis, wo der leibliche Vater des Buben – ein sadistischer Gangsterboss – beide eingesperrt hat. Der vaterfixierte Knabe hadert mit der Rettungsaktion, besiegelt sie doch die Trennung seiner Eltern.

Freilich, die sentimentalen Versuche zur Beseelung einer menschlichen Kampfmaschine durch einen zurückliegenden Schicksalsschlag und das Auswalzen seiner Schuldgefühle sind eigentlich recht abgedroschen. In der Hauptsache geht es um die atemlos inszenierte Action, die sich zum Teil in beeindruckenden, exakt choreografierten Plansequenzen manifestiert, in denen Tyler und sein Team haufenweise Feinde exekutieren. Die Gewalt ist plastisch und explizit. Aber zugleich wirkt sie durch ihre Glätte und Schnelligkeit, und weil die Guten zumeist von ihr verschont bleiben, auch künstlich und entfremdet wie in einem unrealistischen Ego-Shooter-Videospiel.

Der Rest von Wien findet keine Beachtung

Dennoch: Das Finale am DC Tower ist ein Hingucker! Eine Prügelei auf schrägen Fenstern erzeugt wirklichen Schrecken, ob man unter Höhenangst leidet oder nicht. Für die Dreharbeiten vor knapp eineinhalb Jahren wurden der Turm und das Areal um ihn für mehrere Wochen teilweise gesperrt. Das Resultat kann sich sehen lassen, obwohl sich durchaus bekritteln lässt, dass der Schauplatz anders als bei Bond oder Hunt von nichts spezifisch Regionalen eingerahmt wird. Weder die Bevölkerung von Wien, noch die lebhaften Bezirke im Zentrum finden die geringste Beachtung, gezeigt wird nur ein imposantes, scheinbar leerstehendes Hochhaus am Rande des Stadtbilds, wo sich Helikopter und Einsatzfahrzeuge tummeln. Kein waschechtes Unikat, das es nicht woanders in ähnlicher Gestalt ebenfalls geben würde.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.