Familie

Kinderbetreuung: Mama darf auch mal loslassen

Die permanente 24-Stunden-Betreuung ihrer Kinder führt bei vielen jungen Müttern zu Überreiztheit und Depressionen.
Die permanente 24-Stunden-Betreuung ihrer Kinder führt bei vielen jungen Müttern zu Überreiztheit und Depressionen.Getty Images
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Vielen jungen Müttern fällt es schwer, ihre Kinder in fremde Betreuung zu übergeben – und sei es nur in der eigenen Familie. Für Mutter und Kind kann dies negative Konsequenzen haben.

Judith war vier Monate alt, als sie in Brüssel in eine Tageskrippe kam. Je sechs Stunden an fünf Tagen in der Woche. Vater und Mutter haben Vollzeitjobs, für beide kam nie ein anderes Modell in Frage. Ein schlechtes Gewissen hatten sie deshalb nicht, wie sie im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“ versichern. Auch nicht im Urlaub, wenn Judith vormittags ein paar Stunden in der hoteleigenen Kinderbetreuung verbrachte, damit die Eltern zu zweit entspannen und sich danach mit frischer Energie ihrer Tochter widmen konnten.

Tatsächlich ist die Fremdbetreuung von Babys und kleinen Kindern im Norden der EU, auch in Frankreich oder Großbritannien völlig selbstverständlich. Die Karenzmodelle sind darauf ausgelegt, dass beide Elternteile schon kurz nach der Geburt wieder ihrem Berufsleben nachgehen können – dafür steht ein breitflächiges Angebot an Baby- und Kleinkindbetreuungseinrichtungen zur Verfügung. Die Kleinen verbringen mitunter mehr wache Zeit unter Pädagogen als mit Mama und Papa.

Das mag hierzulande für viele Eltern befremdlich klingen, für einige ist es völlig unvorstellbar: Alena fällt es schon schwer, ihre zweijährige Tochter einmal für ein paar Stunden der eigenen Mutter zu überlassen, um sich ein wenig freie Zeit zu gönnen, in Ruhe einen Kaffee trinken zu gehen, einen Spaziergang zu machen, in der Sonne zu sitzen. Und wenn sie sich doch dazu überwindet, denkt sie fortwährend daran, ob zu Hause alles in Ordnung ist. Was, wenn die Kleine sich in meiner Abwesenheit verschluckt? Verzweifelt schreit, weil sie mich vermisst?

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