Die Ich-Pleite

Es gibt keine schlechte Figur, nur schlechte Kleidung

Caroline Frank
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Mit der richtigen Ernährung, sagt mein Informant, der Ernährungsblog, sei mein Schwimmreifen in Null­kommanix weg.

Wenn man das ganze Jahr über das Lieblingsmittagessen der Österreicher gegessen hat – Wurst­semmel oder seine Steigerungsformen Leberkäsesemmel und Schnitzelsemmel –, darf man sich nicht wundern, wenn man kurz vor Ferienbeginn im Spiegel keine Bikinifigur erblickt. Aber mit der richtigen Ernährung, sagt mein Informant, der Ernährungsblog, sei mein Schwimmreifen in Null­kommanix weg. Ich müsse nur meine Ernährung ein bisschen umstellen. Mehr vom guten Fett in Form von Fisch, Olivenöl und Nüssen, weniger von den bösen Kohlenhydraten.

Zum Frühstück esse ich jetzt ein Dinkelvollkorncroissant mit Mandelcreme statt Joghurt mit Früchten. Denn Vollkorn regt die Verdauung an und Mandeln, lerne ich, hätten einen viel besseren glykämischen Index als zum Beispiel Weintrauben (15 % statt 45 %). Mittags kombiniere ich ein Lachsfilet (gutes Fett) mit Kartoffeln (gute Kohlen­hydrate). Auf den nachmittäglichen Kuchen verzichte ich natürlich. Wobei es beim Zucker auch auf die Menge ankomme, sagt der Ernährungsblog. Ein kleines Stückchen Walnusskuchen (gutes Fett) mit Honig (guter Zucker) erlaube ich mir also. Dazu trinke ich einen Caffè Latte mit Vollmilch. Denn mit dem ganzen Halbfettzeug, sagt der Ernährungsblog, sei die halbe west­liche Welt adipös geworden. Und am Abend trinke ich ein Gläschen Rotwein. Denn kleine Sünden sind erlaubt und heben die Stimmung.

Und nach drei Wochen Leben mit meinem neuen Kumpel, dem Ernährungsblog, kann ich sagen: Es geht mir sehr gut. Ich bin nie krank und viel besser gelaunt. Deshalb macht es mir auch nichts aus, dass mein Bikini ganz von allein im Schrank eingegangen ist. Denn ich habe ein neues Motto: Es gibt keine schlechte Figur. Es gibt nur schlechte Kleidung.

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